Bis heute werden Straßen nach Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens benannt. Viele in der Vergangenheit getroffenen Benennungen stoßen mittlerweile auf heftige Kritik und Unverständnis. Schnell wird dann der Ruf nach Umbenennung laut. Es geht auch anders. Wunstorf liefert dabei ein Vorbild am Beispiel der Hindenburgstraße. Hier hat statt einer Umbenennung eine Auseinandersetzung mit der Geschichte Einzug gehalten. Der geschaffene Informationspfad hat nun ebenfalls die nordrhein-westfälische Stadt Mönchengladbach inspiriert. Zwei Städte und ihr Umgang mit der Geschichte.
Seit der Schlacht von Tannenberg im Ersten Weltkrieg galt Hindenburg als Befreier Ostpreußens und somit als Held. Im April 1925 wurde er zum Reichspräsidenten gewählt. Fast acht Jahre später wurde er zum Steigbügelhalter der Nationalsozialisten. Am 30. Januar 1933 ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler. Damit begann die Herrschaft der Nationalsozialisten und den daraus resultierenden Folgen für ganz Europa. Heute stellt sich vielerorts die Frage, ob man Straßen mit seinem Namen lieber umbenennen sollte.
Auch in Wunstorf gab es zeitweise Tendenzen zur Umbenennung einiger Straßen. Im Zuge dessen wurde auch öfters die Hindenburgstraße ins Visier genommen. Umbenennung heißt aber, die eigene Geschichte lieber zu reinigen als sich mit ihr auseinanderzusetzen. Ein Weg, der hier auf Ablehnung stieß. Stattdessen setzt man auf eine Erinnerungskultur. Am 9. November 2023 wurde der Informationspfad zu Hindenburg mit fünf Informationstafeln in der Hindenburgstraße eröffnet. Entworfen wurde das Konzept von Stadtarchivar Klaus Fesche in Absprache mit dem Hölty-Gymnasium und dem Ortsrat. Ein Konzept, das auch über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung fand.
Auch die Stadt Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen hat eine Hindenburgstraße. Dabei handelt es sich um eine der wichtigsten Verkehrsstraßen und Einkaufsstraßen der Stadt. Auch hier gab es Tendenzen, die Straße einfach um zu benennen statt aufzuklären. Schließlich setzte sich in dem städtischen Gremien aber die Befürworter der jetzt fünf Infotafeln zu Hindenburg durch. Sowohl bei der Strukturierung als auch textlich und in der optischen Gestaltung folgte man dem Wunstorfer Vorbild. Im Herbst 2024 hatte die Mönchengladbacher Stadtverwaltung bei der Stadt Wunstorf angefragt, ob sie die Übernahme ihres Konzeptes und ihrer Texte gestatte, wobei diese den Mönchengladbacher Begebenheiten angepasst wurden. Nach der Eröffnung im Juli erhielt die Stadt nun eine Dankesmail für die Unterstützung.