Nein, das ist nicht der Titel des neusten Kino-Gruselschockers, der einem die Härchen aufstellen lässt. Das ist traurige Realität! Schottergärten – ausdrücklich nicht Steingärten – diese können durchaus einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten – sind leider häufiger anzutreffen, als man gemeinhin glauben mag. Diese biologischen Wüsten, grau, leblos aber angeblich pflegeleicht – so könnte man die „Mondlandschaften wohl treffend bezeichnen. Glücklicherweise findet sich hier kein heruntergefallenes Blatt, welches vor sich hinwelkt – es gibt keine Blätter, außer vielleicht die vom Garten des unbelehrbaren Nachbarn. Natürlich sollte jedermann/-frau seine Scholle so gestalten, wie er oder sie es toll findet, solange es sich im Rahmen der geltenden Gesetze abspielt. Hier liegt aber wohl der Hase im Pfeffer (in einen Schottergarten würde er sich niemals verirren). Die Rechtslage ist weder einheitlich, noch wird sie einheitlich gehandhabt. Selbst innerhalb der Bundesländer gibt es vom absoluten Verbot mit der Androhung von Bußgeldern bis zum absoluten Ignorieren alle Varianten. Bei schönem Wetter habe ich mich einmal in unserem landschaftlich wirklich schönen Landkreis auf den Weg gemacht und einmal einen besonderen Blick auf Vorgärten und Beete geworfen.
Bienen und Vögel machen einen Bogen darum
Keine Sorge, ich habe nicht vor, den Lesern hier die Rankingliste der schlimmsten Bienen-, Schmetterlinge-, Igel- etc- Vertreibungsgrundstücke zu zeigen. Ergibt im Übrigen auch überhaupt keinen Sinn. Unternehmen (mit Vorgärten), Behörden und öffentliche Flächen kommen nicht besser dabei weg. Im Landkreis Schaumburg braucht vermutlich niemand mit bösen Drohbriefen der Kommunen zu rechnen. Ich habe ganze Kreisverkehrsplätze gefunden, die von den zuständigen Straßenbau-Behörden als Schotterplätze angelegt wurden. Im besten Fall krönt noch ein Baum die Mitte des Platzes. Hoffentlich hält mir jetzt niemand die Formulierung aus der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes vor: „Keine Gleichheit im Unrecht!“ Beim Cruisen durch das Schaumburger Land habe ich meine Gedanken fliegen lassen. Warum legt man sich wohl so einen Garten – nein so eine „friedhofsgleiche“ - Fläche an? Also friedhofsgleich im Sinne von: kein Leben, weder für Tiere noch für insektenfreundliche Pflanzen. Koniferen, Schilfgras und andere Gräser gehören definitiv nicht dazu.
Pflegeleicht geht vor Naturschutz
Zugegebenermaßen sind diese Flächen eindeutig pflegeleicht(er). Kein Rasenmähen, Blumen pflanzen und schneiden, keine Würmer im Boden … Unkraut muss ich nur entfernen, wenn Löwenzahn vom Nachbargrundstück herübergeweht ist oder sich in den Ritzen kleine unbekannte Gewächse gebildet haben. Dazu kann ich aber leicht zu einem Gasbrenner greifen – kaputt machen, kann ich ja nichts. Vielleicht haben die Menschen ja auch gar keine Zeit, sich mit der profanen Gartenarbeit zu beschäftigen. Da findet man doch schnell seine Bestätigung. Für alles findet man eine sinnvolle Erklärung und Berechtigung. Ich will auch nicht der Moralapostel oder der „Ur-Öko“ sein. Die Zahlen von NBU, WWF oder der Ämter für Umwelt und Naturschutz sprechen eine beredte Sprache. Neben anderen Faktoren spielt der Verlust von Lebensräumen für Insekten und anderen Tierarten eine entscheidende Rolle für den rapiden Rückgang der Artenvielfalt. In der Folge sind Vögel und weitere Tierarten betroffen und die dringend erforderliche Bestäubung vieler Pflanzen – auch beliebte Obst- und Gemüsesorten gehören dazu – funktioniert nicht mehr im dringend erforderlichen Umfang. Man mag es kaum glauben, aber auch die Klimaerwärmung gerät in den Fokus. Im Sommer erhitzen sich die Steine so sehr, dass man vermutlich ein Spiegelei darauf braten kann. Soweit mein Ausflug in die Schaumburger (Schotter)gartenwelt. Vielleicht gereicht diese Kolumne dazu, dass doch die ein oder andere blühende Pflanze einen Platz im Schotterbeet findet und dann sogar lächelnde Bienen für Honig sorgen und heimische Vögel Insekten zur Versorgung des Nachwuchses im Baum des Nachbarn fangen können.
Ihr toleranter Axel Bergmann