Sozialen Frage Wohnen | Schaumburger Wochenblatt

20.08.2025 12:05

Sozialen Frage Wohnen

Entwicklungspotential: Das ehemalige Vion-Gelände in der Oststadt.  (Foto: tau)
Entwicklungspotential: Das ehemalige Vion-Gelände in der Oststadt. (Foto: tau)
Entwicklungspotential: Das ehemalige Vion-Gelände in der Oststadt. (Foto: tau)
Entwicklungspotential: Das ehemalige Vion-Gelände in der Oststadt. (Foto: tau)
Entwicklungspotential: Das ehemalige Vion-Gelände in der Oststadt. (Foto: tau)

Der Zensus 2022 zeigt: Viele Haushalte in Niedersachsen leben auf engem Raum und mit niedriger Miete – doch in Wunstorf spitzt sich die Lage zu. Die SPD fordert mehr bezahlbare Wohnungen und eine neue wohnungspolitische Richtung für die Stadt.

In Niedersachsen sind zum Stichtag des Zensus 2022 rund 3,8 Millionen private Haushalte gezählt worden. Wie das Landesamt für Statistik mitteilt, bestand ein Großteil davon aus Singlehaushalten, die mit 41 Prozent den größten Anteil ausmachten. Die Mehrheit wohnte auf bis zu 99 Quadratmetern, wobei Paare mit Kindern deutlich größere Wohnungen bewohnten. Auch beim Wohneigentum zeigen sich Unterschiede: Während Paare mit und ohne Kinder überwiegend in eigenen vier Wänden leben, wohnen Singlehaushalte und Alleinerziehende meist zur Miete. Gut zwei Drittel der Haushalte zahlten weniger als 500 Euro Nettokaltmiete im Monat. Bei den Singlehaushalten waren es sogar rund 78 Prozent.

Die Nachfrage nach Wohnraum bleibt in der Region Hannover hoch und auch die Mietpreise steigen weiter an. In Wunstorf gerät die Wohnsituation zunehmend unter Druck. Seit Anfang 2025 gilt die Stadt offiziell als Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt. Die durchschnittliche Miete liegt inzwischen bei über zehn Euro pro Quadratmeter – ein Anstieg von mehr als 80 Prozent seit 2013. Besonders betroffen sind Seniorinnen und Senioren, junge Erwachsene und Alleinlebende, die auf kleinere und bezahlbare Wohnungen angewiesen sind. Doch gerade diese Wohnform ist in Wunstorf Mangelware.

Politische Initiative gegen lokale Wohnungsnot

Das Sozialmonitoring der Region Hannover bestätigt diese Entwicklung, wie ein Vortrag im Sozialausschuss deutlich machte: Zwar wächst die Bevölkerung in Wunstorf moderat, doch vor allem die ältere Generation nimmt zu. Die Zahl der Haushalte mit Kindern sowie der Alleinerziehenden-Haushalte geht hingegen leicht zurück. Auch die junge Generation wächst nur mit leichten Schwankungen. Insgesamt bleibt die Zahl der Haushalte nahezu konstant – ein Hinweis darauf, dass der Bedarf an passgenauem Wohnraum steigt, ohne dass die Gesamtbevölkerung stark zunimmt.

Die SPD-Fraktion im Wunstorfer Stadtrat sieht daher dringenden Handlungsbedarf. „Wir stehen an einem Punkt, an dem Nicht-Handeln die Situation weiter verschärfen würde“, sagt Torben Klant, baupolitischer Sprecher der Fraktion. Die Partei fordert eine strategische Neuausrichtung der städtischen Wohnraumpolitik. Investorenmodelle hätten zwar Bauprojekte ermöglicht, jedoch kaum zur Entlastung bei kleineren Wohnungen beigetragen. Die SPD will bezahlbaren Wohnraum ins Zentrum kommunaler Entwicklung rücken und kündigt konkrete wohnungspolitische Vorschläge für die kommenden Wochen an. Der Fokus soll dabei auf sozialen und nachhaltigen Lösungen liegen.

Die Zahlen des Zensus, der Region und die Entwicklungen in Wunstorf zeigen: Wohnen ist längst mehr als eine statistische Größe. Es ist eine soziale Frage, die politisch gestaltet werden muss. Allerdings geht es an jenen Stellen bislang kaum voran, wo noch Entwicklungspotentiale bestehen, etwa auf dem ehemaligen Vion-Gelände in der Oststadt. Eigentümer und Stadt hatten sich miteinander überworfen. Derzeit liegt eine Veränderungssperre auf dem Areal. Ein neuer Fahrplan ist für die zweite Jahreshälfte angekündigt.


André Tautenhahn (tau)
André Tautenhahn (tau)

Freiberuflicher Journalist

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