Samstag nachmittag, 15.00 Uhr und die mehr oder weniger vorgeschriebene Mittagsruhe ist vorbei. Die Rasen sind gemäht, jetzt könnte der gemütliche Teil des Wochenendes beginnen, da durchbricht ein gellendes Pfeifen die Ruhe. Auf dem nahegelegenen Sportplatz wurde ein Fußballspiel der örtlichen Jugendmannschaft angepfiffen. 90 Minuten lang: „Gib ab! Toooor! Schiri Abseits!“ abgewechselt von den Anfeuerungs- und Beleidigungsrufen der engagierten Väter und Mütter an der Seitenlinie:“ Das ist ein Bewegungsspiel! Foul! Schiri, hast Du Tomaten auf den Augen? Sport ist schön und unterstützt die Sozialisierung der jungen Generation. Je früher die Kinder in den Verein kommen, umso besser. Fußball ist kein Schach – besonders nicht, was die Lautstärke angeht und Kinder oder Jugendliche können nicht leise sein, mit Sicherheit nicht auf dem Sportplatz. Abstellen kann man den Nachwuchs auch nicht, nicht mit dem roten Not-aus-Knopf, nicht mit der Alexa-App, nicht einmal mit KI (Künstlicher Intelligenz). Wenn zudem am Samstag-Nachmittagspiel noch das Heimspiel der Herrenmannschaften am Sonntag kommt, die Trainingsnachmittage der Kinder und Jugendlichen und die Leichtathletik-Wettkämpfe der „Nachwuchs-Usian-Bolts“, dann ist man von einem ruhigen Wochenende so weit entfernt, wie Mönchengladbach vom Gewinn der Meisterschaft.
Kinderlärm signalisiert Lebensfreude
Könnte es sein, dass ein bisschen Neid aufkommt? Begeisterte laute Kinder spiegeln Lebensfreude, positive Emotionen und Begeisterung für etwas Schönes – den Sport – wider. Schön zu wissen, dass nach der geltenden Rechtslage Kinderlärm aus Kindergärten, Kitas, von Kinderspielplätzen und ähnlichen Anlagen, nicht als schädliche Umwelteinwirkung gelten. Ich bin begeistert. Tobende, lachende und lautstarke Kinder sind kein schädlicher Umwelteinfluss – armes Deutschland. Vor einigen Jahren hatte Nordrhein-Westfalen versucht, eine ähnliche rechtliche Regelung für Sportplätze durch die Beratungen im Bund zu bringen – erfolglos. Jetzt hat unser schönes Bundesland einen erneuten Vorstoß gemacht, die Lärmschutzregelungen anzupassen. Schön, wenn ich die Sportministerin Behrens zitieren kann:“ Sport ist kein Störfaktor, sondern ein Grundrecht auf Teilhabe und Entwicklung – gerade für junge Menschen!“ Gut gebrüllt Löwe, sorry, Löwin, möchte ich da nur sagen. Gerade erst sind in Niedernwöhren ein neues Baugebiet erschlossen und die Grundstücke zum Verkauf angeboten worden – keine 100 Meter vom Beerbuschstadion entfernt. Ich bin ja mal gespannt, ob in ein paar Jahren die ersten Klagen von den zukünftigen Bewohnern gegen den Kinderlärm vom Sportplatz eintrudeln. Vor lauter Übermut kann auch einmal der ein oder andere Ball über den Zaun fliegen und im sorgsam gepflegten Blumenbeet landen – aber dagegen kann man ja etwas unternehmen – einfach ein Schotterbeet anlegen!
Ein schönes langes Wochenende wünscht
Ihr Axel Bergmann