Fünf Prozent aller Schaumburger zwischen 10 und 75 Jahren werden in den folgenden Tagen in ihren Briefkästen den vierseitigen Umfragebogen finden. Horst Hübner, Professor des Fachbereichs Sportwissenschaften der Universität Wuppertal, erklärte: „Die Bürger haben mit dieser Umfrage die Chance, Einfluss auf die Sportstättenentwicklung in Schaumburg zu nehmen.” Immerhin erhalten der KSB, die Vereine und die Kommunen damit belastbare Daten über die sportlichen Aktivitäten der Schaumburger und gleichzeitig haben die Bürger die Möglichkeit, den Ist-Zustand zu bewerten, Kritik zu üben und Anregungen zu geben. Die Teilnehmer der Umfrage wurden per Zufallsprinzip ausgewählt, die Umfrage bleibt anonym. Der KSB und die Kommunen haben Hübner und seine Mitarbeiter hinzugezogen, um die Erstellung eines Sportentwicklungsplanes wissenschaftlich zu begleiten. Hübner hat bereits zahlreiche ähnliche Projekte für einzelne Städte vor allem im Ruhrgebiet unterstützt.
Im Pressegespräch in der Samtgemeinde Niedernwöhren gaben die Vertreter aller beteiligten Akteure den Startschuss für die Aktion. Der Vorsitzende des KSB Dieter Fischer verdeutlichte noch einmal das Ziel des Projekts: „Es geht darum, den Bedarf nach Sportangeboten in den verschiedenen Gebieten des Landkreises möglichst genau zu ermitteln.” Anhand der Daten könnten die Kommunen die knappen Finanzmittel dann viel zielgerichteter und effektiver einsetzen, damit Sportstätten so gebaut und modernisiert werden, wie sie auch tatsächlich gebraucht werden. Dem KSB eröffne sich die Möglichkeit, die einzelnen Sportvereine gründlicher zu beraten. Für die Städte und Gemeinden ergebe sich außerdem die Chance, durch Zusammenarbeit über die Ortsgrenzen hinweg ein passgenaueres Angebot zu entwickeln. Fischer wies daraufhin, dass die ermittelten Daten eine fundierte Grundlage auch für politische Diskussionen um den Bau von Sportstätten liefern würden. „Wir bekommen damit ein Steuerungsinstrument für rationale Entscheidungen, das Fällen von Entschlüssen aus einem Bauchgefühl heraus entfällt.
Hübner berichtete, dass sich die gesellschaftlichen Grundlagen für den Bereich Sport, Bewegung und Spiel in den vergangenen Jahren so geändert hätten, dass der traditionelle Weg der Befriedigung solcher Bedürfnisse grundsätzlich hinterfragt werden müsse. Einerseits sorge der demographische Wandel dafür, dass es immer weniger junge Leute gebe, die Sport betreiben würden. Gleichzeitig würden die Menschen sich heute in einem weit vielfältigeren Feld von Aktivitäten betätigen, während einige der klassischen Sportarten an Zulauf verlören. Außerdem würden solche Freizeitaktivitäten zunehmend außerhalb der Vereine organisiert, etwa beim gemeinsamen Walking im Wald. Auch auf diese Entwicklung gehe die Umfrage ein. Parallel zur Umfrage werde der Bestand der vorhandenen Sportstätten ermittelt, und zwar von der Leichtathletikkampfbahn bis zum kleinen Bolzplatz. Im November werde dann eine zweite Umfrage aufgelegt, erneut unter fünf Prozent der Schaumburger Bürger. Alle ermittelten Daten fließen dann in eine Abschlussbilanz ein, die Grundlage für eine Sportentwicklungsplanung im Landkreis werden soll. Hübner erklärte, dass eine solche detaillierte Untersuchung auf Landkreisebene in Niedersachsen, in dieser Form in ganz Deutschland, einzigartig sei. Norbert Engelhardt, Geschäftsführer des Landessportbundes, betonte: „Wir verfolgen das natürlich ganz genau an. Das ist ein Pilotprojekt in Niedersachsen.”
Alle Teilnehmer des Treffens appellierten an die Umfrageteilnehmer, die Bögen auch tatsächlich auszufüllen und an ihre Gemeinden zurückzugeben. Die aufgewendete Zeit sei gut investiert. Je mehr Bürger sich beteiligten, desto aussagekräftiger sei die Statistik.Foto: bb