Im August 2006 ging die Angst im Faurecia-Werk um. 190 Stellen wollte die Unternehmensleitung streichen. 2007 sollte über weitere Entlassungen verhandelt werden. Betriebsrat und IG Metall wurden hellhörig, vor allem nach den Erfahrungen mit Otis in Stadthagen. In schwierigen Verhandlungen hat der Betriebsrat gemeinsam mit der IG Metall einen umfassenden Interessenausgleich zur Standort- und Beschäftigungssicherung ausgehandelt. Kernpunkt des Maßnahmenkatalogs war der Bau eines „Centers of Excellence” (COE) für Presstechnologie. Noch im März 2008 betonte die Werkleitung, der Spatenstich wird Ende April erfolgen. Im Juni dann die Bauverschiebung. „Wir betrachten die Zukunftssicherung mit Sorge”, so Jürgen Bittner vom Faurecia Betriebsrat. So hat Faurecia den Betriebsrat im Juni informiert, dass das COE nicht termingerecht gebaut. Der Grund laut Management: Die notwendige Investitionssumme von 10 Millionen Euro würde das weltweite Budget der Autositzsparte zurzeit sprengen. Aufgrund dieser Entwicklung haben IG Metall und Betriebsrat am 3. Juni 2008 eine Ergänzung der Standortsicherung vereinbart. Der Sitz D4 für den Audi A8 wird bis 2016 in Stadthagen produziert. Über den Auftrag wurde bereits seit mehreren Wochen verhandelt, jedoch verbunden mit der Forderung der Unternehmensleitung, dass die Belegschaft weitere Einsparvolumen erbringen sollte.In schwierigen Verhandlungen hat man sich verständigt, dass der Auftrag im Juni kommt, aber ohne dass die Belegschaft auf Einkommen verzichten muss oder die Verteilzeiten reduziert werden. Zurzeit arbeiten über 400 Beschäftigte im Werk Stadthagen. Damit liegt die Beschäftigtenzahl über der bis Ende 2009 garantierten von mindestens 300 im Produktions-Werk. Dann endet die Standortsicherung. Ob der D4 ein Ersatz für das COE sein wird? Thorsten Gröger von der IG Metall Nienburg-Stadthagen: „Das wird sich zeigen. Immerhin kommt jetzt wieder Serienproduktion nach Stadthagen, was vom Unternehmen vor zwei Jahren total abgelehnt wurde.” Ein Grund dafür sind sicherlich auch die steigenden Benzinpreise, die die Logistikkosten in die Höhe treiben und damit eine ortsnahe Produktion wieder attraktiver machen.
Die Stimmung in der Belegschaft ist ambivalent. Bittner: „Wir erwarten, dass die nächsten Schritte zur Zukunftssicherung eingeleitet werden.” Das Management beteuert zwar nach wie vor, dass das COE kommen wird. De facto wurden wichtige Schritte nicht gesetzt. Die IG Metall wird weiter gemeinsam mit den Betriebsräten, Maßnahmen zur Zukunftssicherung wie eine Qualifizierungsoffensive und weitere Aufträge einfordern. Gröger: „Die perspektivische Ausrichtung der Unternehmenspolitik ist wichtig, um Beschäftigung langfristig zu sichern.” Doch das scheint bei vielen Managern immer noch kein Thema zu sein. Es zählt nach wie vor der kurzfristige Erfolg, indem sehr oft Kosten über die Reduzierung von Personal und Investitionen korrigiert werden.