Das Übernehmen einer Patenschaft kommt in den verschiedensten Bereichen vor, aber Pate über einen oder mehrere Buchstaben an einem historischen Architraph zu sein ist relativ ungewöhnlich. Nicht zu ungewöhnlich für die Stadthäger, die innerhalb kürzester Zeit Einsatz zeigten und ihre Verbundenheit zu Heimatstadt und Bauwerken bewiesen. Organisiert wurde die Aktion über den Verein Renaissance Stadthagen, der sich unter anderen Dingen auch der Erhaltung und Pflege der historischen Gebäude und Kunstwerke der Stadt verschrieben hat. Wieder in goldenen Lettern prangt nun seit kurzem die lateinische Inschrift des Fries. Mit der Instandsetzung des Mausoleums waren viele Ämter und Firmen wie auch der Landkreis befasst, der Verein leistete die logistische Vorarbeit und Begleitung. Nach einem Jahr ist das Mausoleum wieder ohne Gerüst zu sehen, so wird jetzt auch das Ergebnis und Prinzip der Restaurationsarbeiten an der Fassade erkennbar: jeder Stein hatte seine Geschichte und die soll auch zu sehen sein, eine durchgängige Generalfarbe ist nicht gewünscht, stattdessen wurde die Optik zu Zeiten Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg wiederhergestellt. Die Oberfläche ist gereinigt, sowohl innen als auch außen wurde die Verfugung bis 15 Zentimeter Tiefe erneuert; im Innenraum des Mausoleums wurde der Wasserlauf günstiger gestaltet, im Bereich der Laterne wurde die frühere Lichtführung nachempfunden. Vor sechs Jahren fiel der Startschuss für die Sanierungsmaßnahmen nach dem Besuch eines internationalen Symposiums. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert wurde Etliches an Wiederherstellung geleistet, jedoch existieren darüber keine exakten Aufzeichnungen. Wenn genügend Geldmittel zur Verfügung stehen den noch offenen Maßnahmenkatalog umzusetzen, könnte die vollständige Restauration bereits 2011 abgeschlossen sein. Für Stadthagen besitzt dieses spät antike klassizistische Bauwerk, gemeinsam mit den anderen Bauten der Zeit, das Potential zum Alleinstellungsmerkmal, findet man solche Renaissance-Bauten doch eher in Rom und Florenz. Umso mehr Wert wurde auf die Qualität der Umsetzung gelegt. Da die historischen 15 Millimeter dicken Blei-Buchstaben irgendwann aufgrund ihres zu hohen Gewichts abstürzten, entschloss man sich, einer Wiederholung vorzubeugen; die neue Schrift ist aus Bronze gestaltet und nur fünf Millimeter dick. Die Bearbeitung und Vergoldung verlaufen dabei identisch. Jedes der 92 Goldzeichen ist individuell, keines gleicht dem anderen. Aufgrund der Kostenintensität der bisherigen Restauration sowie der Buchstabenanfertigung wurde der Einstieg weiterer Förderer notwendig, also wandte man sich mit einem öffentlichen Aufruf an die Stadthäger. Viele Organisationen, aber auch Privatleute empfanden die Patenschaften als tolle Idee und wollten sich daran beteiligen. „Die Identität der Menschen zu ihrer Stadt wird hier ganz deutlich”, bemerkte der erste Vorsitzende des Vereins Doktor Udo Jobst, „ die Einwohner haben Verantwortung angenommen, darauf sind wir sehr stolz. Stadthagen wird auch über Deutschland hinaus ein Begriff sein.”. Der Lion‘s Club übernahm gleich einen ganzen Zug von fünf Buchstaben. Über deutlichen symbolischen Charakter verfügt die Patenschaft sechs katholischer Pfarrer, die den Doppelbuchstaben OE aus „Coeptum” finanzierten und damit auf die Ökumene hinweisen wollten. Als Förderer des Projektes stellte die Stadt die Mittel für zwei der Zeichen, am Beginn und Ende der Inschrift. Auch als Geschenk zu einem besonderen Anlass erfreute sich die Patenschaft großer Beliebtheit, schafft sie doch ein sichtbares Denkmal für Familien oder Lebensstationen, das einige Zeit überdauern wird. Soviel Engagement sollte nach Ansicht von Renaissance Stadthagen und aller beteiligten Institutionen auch gewürdigt werden, deswegen wurde sämtlichen 81 Paten am Fuße des Mausoleums feierlich eine Urkunde überreicht, die noch einmal genau zeigt, zu welchem Teil der Friesinschrift sie beigetragen haben. Zudem wird eine Gedenktafel im Inneren die Namen der Förderer zeigen. Eine bleibende Erinnerung. Foto: nb