Deutsche sind überheblich, unfreundlich, sportlich, Biertrinker und fahren große Autos. Polen sind arm, klauen Autos, sind religiös und sehr gastfreundlich. Diese gegenseitigen „Vorurteile” wurden zum großen Teil komplett widerlegt.
Die angehenden kaufmännischen Assistenten für Wirtschaftsinformatik der Berufsbildenden Schulen Stadthagen (BBS) traten Ende September ihre erste Austauschfahrt nach Poznan in Polen an und besuchten dort die Zespol Szkol Ekonomicznych im Stanislaw-Staszic w Poznaniu. Während des Sozialprojektes, dem ersten Anteil des bilateralen Austauschprogramms, ging es vor allem um das Kennenlernen der 21 deutschen und 22 polnischen Schüler und nationaler Gegebenheiten. Die Stadthäger trugen wichtige Informationen auf Plakaten zusammen und stellten in Polen ihre Schule, Stadthagen und Deutschland vor. Beide Schülergruppen erarbeiteten in Poznan Verhaltensregeln und Besonderheiten der zwei Nachbarländer und stellten die Ergebnisse als Abschlussarbeit auf einem Flyer zusammen. Der soll anderen den Einstieg in die deutsch-polnische Kommunikation erleichtern. Von der anfänglichen Skepsis ist nach dem ersten Besuch nichts übrig geblieben, sogar Freundschaften sind entstanden. „Viele sind zusammen ausgegangen und haben auch Emailadressen ausgetauscht” bestätigte Teilnehmerin Nadine Daumann.
„Wir haben dort viel über Posen, polnisches Essen und die Kultur kennengelernt, auch der Unterricht war sehr interessant”, sagte Britta Kamzol.
Einigen hat es so gut gefallen, dass sie sogar dort Urlaub machen würden. Rückständigkeit ist in Großstädten wie Poznan nach dem wirtschaftlichen Aufschwung nicht mehr zu spüren, auffälliger sind Unterschiede im zwischenmenschlichen Bereich. „Die Polen sind viel hilfsbereiter und der Umgang miteinander ist viel freundlicher” so Nils Pause. Zudem sei das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern noch weitaus mehr von Respekt und Autorität geprägt, als das in Deutschland der Fall ist. Zur sprachlichen Vorbereitung erhielt die deutsche Klasse eine Woche Polnisch-Unterricht. Die neu gewonnenen Sprachkenntnisse reichten zwar noch nicht für eine wirkliche Kommunikation aus, Verständigungsprobleme wurden aber unter Zuhilfenahme von Englisch schnell gelöst.
Das zweite Projekt des Programms, der IT-Teil, beginnt im November. Dann geht es um die Gründung einer fiktiven Modellfirma, die Berufsalltag und die Pflege internationaler Geschäftsbeziehungen simulieren soll. Von Ende Mai bis Anfang Juni treten die polnischen Schüler den Gegenbesuch in Deutschland an. Nähere Informationen zu der zweijährigen Schulpartnerschaft finden Interessierte auf www.bbs-stadthagen.de unter dem Menüpunkt „Austauschprogramme”.
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Im Workshop erarbeiten die Schüler Gemeinsamkeiten und Stereotypen der Kulturen beider Länder.