Tochter Gisela hatte einen kleinen Rückblick vorbereitet. Die Erinnerungen an die Jugend in Ostpolen, den zweite Weltkrieg und die Nachkriegswirren trieb dem Brautpaar die Tränen in die Augen. Karl Flatow wurde spät zur Wehrmacht eingezogen und in Nord-Norwegen stationiert. Als Zimmermann sei er damals „kriegsunabkömmlich” gewesen.
Während eines Urlaubes heirateten die Flatows, verloren sich danach mehr als vier Jahre aus den Augen. Nur per Post hielt das junge Ehepaar Kontakt miteinander. In Stadthagen bei einer Tante fanden sich die beiden wieder und blieben dort.
Sie fingen klein an, Karl verdingte sich als Bergmann, Grete führte den kleinen Haushalt „Auf der Hütte” (heute Finnenkamp). In die Bergmannssiedlung zogen die Flatows 1956. Seitdem wohnen sie in der Glückaufstraße. Drei Kinder lebten mit ihnen in dem gemütlichen Häuschen am Rande der Stadthäger Innenstadt. Bis heute wächst und gedeiht im Nutzgarten hinter dem Haus allerlei Obst und Gemüse. Zwar wohnt der Sohn ebenfalls im Haus, doch um den Garten kümmert sich das Ehepaar auch im hohen Alter noch allein. „Es ist wirklich schön, etwas um die Hände zu haben”, sind sich Karl und Grete Flatow einig. Diese grundsätzliche Einigkeit hat das Ehepaar auch durch die lange Zeit getragen. Ärger, Enttäuschungen und Krankheit haben sie zusammengeschweißt. Und jeder hatte seine Aufgaben. Gerd Flatow sorgte für das finanzielle Einkommen. Grete Flatow kümmerte sich mit großer Zuneigung um ihre Kinder. „Sie ist bis heute mit Leib und Seele Hausfrau”, bestätigt Tochter Gisela. Dabei haben die Flatows viel unternommen. Noch vor drei Jahren sind sie mit der Arbeitwerwohlfahrt (AWO) unterwegs gewesen.
Viel haben die Flatows erlebt, viele Weggefährten finden sich heute abend ein. Eine große Feier steht an, um diesen besonderen Hochzeitstag zu feiern. Foto: ih