Auf diese Idee sind der Feggendorfer Joachim Greiner und Jürgen Haake aus Haste gekommen. Sie beobachten besorgt, dass Rechenschwäche bei Kindern zunimmt. Doch von der Diskalkulie, wie die Fachwelt dies ähnlich der Legasthenie bei Leseprobemen bezeichnet, wollen sie nichts wissen. Sie sehen Schwierigkeiten mit Zahlen nur darin begründet, dass ein zweiter Schritt vor dem ersten erfolgt sei: Kinder lernen dann zwar das Symbol, zählen mit Fingern, haben aber die Handlung nicht verstanden, wie aus zwei verschiedenen Ziffern sich die Summe fünf ergibt. Deshalb üben die beiden Autoren auch Kritik an gängigen Schulbüchern: Deren System setzt häufig erst mit dem Zahlenbild ein: „Didaktisch ist das nicht stimmig”, kritisiert Greiner.
Der ehemalige Seminarleiter für Sonderpädagogik und der Grundschullehrer hatten sich auf einer Fortbildungsveranstaltung kennengelernt und rasch Gemeinsamkeiten in ihren Gedanken entdeckt. Der 57-jährige Haake, der früher einem technischen Beruf nachging und erst auf dem zweiten Bildungsweg das Lehramt erwarb, ist Autor etlicher Lehrmaterialien, die er seit Jahren in einem eigenen Verlag vertreibt. Der Erfolg blieb offenbar nicht auf: „Ich habe keine Schüler mit Rechenschwäche”, betont er nicht ohne Stolz.
Greiner und Haake haben fünf Jahre an ihrem „kleinen Rechenkapitän” gearbeitet. Neben dem hölzernen Kasten mit Inhalt entwickelten sie ein Lehrbuch und ergänzten es um einen separaten Übungsteil, mit dessen Hilfe sich der Lernerfolg messen lässt. Nun stehen sie unmittelbar vor der Auslieferung der ersten Auflage: Ein Handwerksbetrieb im Erzgebirge fertigte die kleinen Teile; die Bücher wurden von Greiners Ehefrau Catherine illustriert.
Dass das aufwendige Produkt mit einem Stückpreis von 120 Euro nicht so ohne weiteres bei Eltern und Lehrern vertreiben lässt, sehen die beiden Tüftler ein. Doch es liegen ihnen schon erste Bestellungen vor: von Therapeuten und auch von Schulen, die das System im Förderunterricht einsetzen wollen.
Das Lernspiel im Klassenverband auszuprobieren, sehen Greiner und Haake ohnehin nicht als sinnvoll an: „Die meisten Kinder kennen keine Rechenschwäche.” Doch den anderen müsse geholfen werden. Und dafür sehen sie in ihrer Erfindung den richtigen Weg. Foto: al