Mal von den Dinosaurierspuren im Obernkirchener Steinbruch abgesehen, gibt es heute noch immer altertümliche Spuren zu entdecken, die im Verborgenen schlummern oder es Wert sind, erhalten zu bleiben. Darum soll die seit Auflösung der Bezirksregierungen weitgehend brachliegende archäologische Denkmalpflege in Schaumburg und der Weserregion reaktiviert werden. Dazu haben sich jetzt die Landkreise Schaumburg und Nienburg sowie die Städte Hameln, Nienburg, Bückeburg und Stadthagen zu einer interkommunalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Archäologie entschlossen. Der Vertrag wurde in der Abtei des Stiftes in Obernkirchen von Vertretern der Landkreise und Städte unterzeichnet und soll am 1. Juli in Kraft treten. Konkret soll die Beschäftigung eines Kommunalarchäologen vereinbart werden, dessen Kosten die beteiligten Kommunen unter Berücksichtigung von Zuständigkeitsbereich, Einwohnerzahl und Fläche gemeinsam tragen. Mit dem bereits gut etablierten Kreisarchäologen im Landkreis Holzminden, Dr. Christian Leiber, wird eine informelle Zusammenarbeit angestrebt. Das bisher beim Land Niedersachsen im Bereich Archäologie tätige Fachpersonal war im Zuge der Verwaltungsreform abgebaut und die Aufgaben der Bodendenkmalpflege wurden auf die Kommunen und Landkreise abgewälzt. Dank guter Vorarbeit des Baudezernenten im Landkreis Schaumburg, Fritz Klebe, haben sich jetzt die Landkreise und Städte der Region Weserbergland/Mittelweser, die die Aufgaben einer „Unteren Denkmalschutzbehörde” wahrnehmen, zu ihrer weit zurückliegenden kulturgeschichtlichen Entwicklung bekannt. Der Landkreis Schaumburg verpflichtet sich, für das erforderliche Fachpersonal, den Büroraum und die notwendige Ausstattung zu Lasten der beteiligten Landkreise und Städte zu sorgen. Die Ausschreibung für den oder die Archäologen/in soll umgehend erfolgen, die Einstellung möglichst zum 1. Juli des Jahres stattfinden. Als Standort des Archäologen wird Bückeburg vereinbart. Mögliche erste Projekte des neuen Mitarbeiters ist der Aufbau eines Netzwerkes durch Einbindung und Koordination von an archäologisch interessierten Gruppen und bereits ehrenamtlichen Einzelpersonen, die Erfahrungen aus der heimischen Region vorweisen können.
Ferner ist an eine Begleitung der Restaurierung des Klosters Schinna in Stolzenau gedacht, um eine touristische Nutzung des Klosters aus dem 15. Jahrhundert zu ermöglichen. Die Standorte der beiden Vorgängerburgen des Schlosses Bückeburg, die alte Bückeburg in Obernkirchen und die Burg Arnheim, sind nur unzureichend untersucht. Zudem gibt es in der Region Weserbergland, meist untertägig, noch Reste von dutzenden Burgen aus der Zeit um 1000 n.Ch. zu entdecken. In Zusammenhang mit der anstehenden Umgestaltung der Fußgängerzone in der historischen Altstadt Hamelns wird zum Teil tief in den Boden eingegriffen. Es bietet sich damit die Chance weiterer archäologischer Funde. Dr. Henning Haßmann, Landesarchäologe beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, war bei der Unterzeichnung des Vertrages geradezu begeistert von den nun sich anbahnenden Möglichkeiten. „In der Archäologie haben wir es mit vielen Unbekannten zu tun. Baugenehmigungen bedürfen einer fachlichen Beurteilung, damit es später nicht zu unvorhergesehenen Ereignissen kommt”, so Haßmann, der hofft, dass der neue Archäologe auch ein Vermittler zwischen den unterschiedlichen Behörden und Interessengruppen sein kann. Stadthagens Bürgermeister Bernd Hellmann hätte sich allerdings mehr finanzielle Unterstützung des Landes gewünscht, zumal die Aufgaben früher das Land allein bewältigt hat. Der finanzielle Aspekt ist auch ein Grund, warum die Städte Rinteln und Bad Pyrmont sich noch nicht für die Zusammenarbeit entschlossen haben. Foto: tt
Eckhard Koss (v. li.), Erster Stadtrat in Hameln, Schaumburgs Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier, Klaus Boll, Dezernent im Landkreis Nienburg, Stadthagens Bürgermeister Bernd Hellmann und Karl-Heinz Soppe, Leiter des Bau- und Planungsbüros der Stadt Bückeburg (v.l.) unterzeichnen die Vereinbarung der interkommunalen Zusammenarbeit.
Baudezernent Fritz Klebe vom Landkreis Schaumburg hat die umfangreichen Vorbereitungen getroffen und alle Kreise und Städte an einen Tisch gebracht. Landesarchäologe Dr. Henning Haßmann (li.) und Hamelns erster Stadtrat Eckhard Koss freuen sich über die Zusammenarbeit.
Mit Dr. Christian Leiber, Kreisarchäologe und Leiter des Kulturzentrums Weserrenaissance Schloß Bevern, strebt man eine informelle Zusammenarbeit an.