„Diese Tätigkeit verlangt Geduld, Geduld und noch einmal Geduld”, erklärte David Frid im Pressegespräch vor dem Start der Sonderausstellung auf russisch, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bad Nenndorf Marina Jalowaja übersetzte. Frid, 1930 in Russland geboren, ist Beinschnitzer von internationalem Rang. Werke von ihm werden unter anderem im Kreml-Museum in Moskau, in St. Petersburg und Paris gezeigt, wurden in Ausstellungen in praktisch allen Ländern Europas präsentiert. Frid ist heute Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Bad Nenndorf. Museumsleiterin Susanne Slanina wurde durch Zeitungsartikel auf den Künstler aufmerksam und gewann ihn für die Sonderausstellung in Stadthagen.
Frid zeigt im Amtspfortenmuseum einen kleinen Ausschnitt seines künstlerischen Schaffens, der einen beeindruckenden Einblick in sein Können bietet. Da ist etwa die Szene, die das Ringen tschuktschischer Harpuniere mit dem gewaltigen Meeressäuger beim Walfang festhält. Im offenen Boot jagen die Angehörigen des Volkes aus der russischen Polarregion den Wal in der aufgepeitschten See. Weitere Skulpturen kommen hinzu, auch abstraktere Arbeiten sowie Schmuck und kunstvoll verzierte Schatullen. Frid verwendet die im Bodenfrost Sibiriens gefundenen Mammutstoßzähne als Material, verbindet diesen Stoff aber auch mit Bronze, Marmor, Holz oder versteinerten Knochen.
Die Tierwelt, Jagdszenen und die Natur bilden eine wichtige Motivgrundlage in Frids Werk. Der Künstler ist studierter Geologe, bereiste in seinem Beruf über viele Jahre den Norden Russlands mit Transportmitteln vom Hubschrauber über Hundeschlitten und Hirschgespann bis zum Walfischfangschiff. In dieser Zeit kam er auch in Kontakt mit der Beinschnitzerei, welche die Tschuktschen traditionell betreiben. Anschließend vertiefte er sich immer mehr in diese Kunst. Nach etwa 15-jähriger vor allem autodidaktischer Lehrzeit erreichte er ein Niveau, das seinen Werken den Platz in Museen sicherte. Frid schied aus seinem Beruf aus und widmete sich nur noch der Kunst.
Die feine Beobachtungsgabe für Gestalt und Bewegungsablauf von Tier und Mensch zeichnet das Werk Frids aus. In Handarbeit mit Stichel und Klinge und mit elektrischen Bohrern und Geräten formt er das eiszeitliche Elfenbein bis in filigrane Details. Mit einem besonderen Gefühl für den ungewöhnlichen Stoff und hohem kompositorischen Können schafft er Stücke von großer Ausdruckskraft. Trotz seiner Erfolge ist Frid eigentlich niemals zufrieden mit seinen Werken. „Im Nachhinein sehe ich immer, dass es nicht vollkommen ist, dass man es noch besser machen könnte”, erklärt er lächelnd. Am Sonntag, dem 30. Mai, wird David Frid in einer Vorführung von 15 Uhr bis 17 Uhr einen Einblick in sein Schaffen geben.
Die Sonderausstellung „Kunst aus der Kälte” wird im Amtspfortenmuseum in der Stadthäger Obernstraße noch bis zum 4. Juli zu sehen sein (Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Sonnabend und Sonntag 15 Uhr bis 17 Uhr, Montag geschlossen.). Foto: bb