Immer stärkere Strukturveränderungen im ländlichen Raum und der Landwirtschaft, so Lindwedel in seiner Rede, würden es schwierig machen, allen am Beruf interessierten einen Ausbildungsplatz zu ermöglichen. Früher noch hätten Söhne und Töchter von Landwirten einfach den elterlichen Betrieb übernommen, doch heute seien einfach nicht mehr so viele aktive Betriebe übrig. An der Nachfrage habe sich allerdings nichts verändert. Und so kommt es, dass 40 Prozent der Landwirtsazubis keinen eigenen Hof haben. Umso höher bemisst Lindwedel dies als positives Signal: „Trotz dieser Herausforderung gelingt es uns, auch dem Nachwuchs ohne Aussicht auf einen eigenen Betrieb, eine reizvolle Ausbildung mit guten Zukunftschancen zu bieten. Genauso wie Lindwedel wies auch Andreas Freytag von der Landwirtschaftskammer-Bezirksstelle Hannover auf ein weiteres Kriterium hin, welches er seinen ehemaligen Schülern hoch anrechnete: Mut. Denn angesichts einer teils immer schärferen Kritik gegenüber der Landwirtschaft, gehöre nicht nur eine gewisse Leistung für eine Ausbildung zum Landwirt dazu, sondern mittlerweile ebenso der Mut, sich mit einer solchen oft harschen Kritik auseinanderzusetzen und sich den Kritikern zu stellen. Gleichzeitig, stellte Freytag klar, müssten die jungen Landwirte nun auch Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Das bedeute für sie in erster Linie: „Langfristige Ziele im Auge behalten und immer auch das Ende schon mitbedenken.” Absolventin Caroline Aue, die ihre Ausbildung mit der Note 1,17 als Jahrgangsbeste bestanden hat, schien diese Ratschläge bereits verinnerlicht zu haben. In einer pointierten Rede ließ sie ihre dreijährige Ausbildung Revue passieren und erinnerte dabei an so manche Herausforderung – gerade für eine junge Erwachsene. Wie etwa die, dass die Wochenenden in der Landwirtschaft, insbesondere während der Erntezeit, nur in der Theorie eine wirklich arbeitsfreie Zeit seien. Das könne frustrieren, gab sie zu. Doch wolle sie die Lehrzeit nicht missen und dankte ihren Ausbildern – im Nachhinein: auch für Erfahrungen wie diese. Alle Absolventen haben eine zwei- oder dreijährige Ausbildung durchlaufen. 13 junge Landwirte dürfen sich nun aufgrund ihrer herausragenden Leistungen für ein Stipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Stärkung der beruflichen Bildung bewerben.