„Es mag früher anders gewesen sein. Heute sind die Ärzte in Stadthagen weit entfernt davon, in einer Konkurrenzsituation zu stehen”, hielt der Stadthäger Mediziner Ulrich Melz im Pressegespräch zur Vorstellung der Initiative fest. Stattdessen sei es so, dass viele Praxen die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht hätten, und manche keine neuen Patienten mehr aufnehmen könnten. Unter den Ärzten bestehe eine kollegiale Zusammenarbeit, um die medizinische Versorgung sicherzustellen. Mehrere seien intensiv auf der Suche nach Medizinern, die in ihrer Praxis mitarbeiten. Ebenso offen sei man für Kollegen, die sich im Raum Stadthagen selbständig niederlassen wollen. Die von Ulrich Melz für den Planungsbereich geschilderte Situation besteht in vielen ländlichen Gebieten Niedersachsens. Aufgrund des hohen Altersdurchschnitts der Ärzte von 57 Jahren wird die hausärztliche Versorgung zu einem immer wichtigeren Thema. Dies hat die Kassenärztliche Vereinigung in Niedersachsen dazu bewegt, eine Kampagne auf die Schiene zu bringen, um die entstehenden Lücken zu schließen. Für den Raum ihrer Kommunen gaben nun die Bürgermeister Oliver Theiß (Stadthagen), Oliver Schäfer (Obernkirchen), Heinz Kraschewski (Auetal), Andreas Günther (Lindhorst), Marc Busse (Niedernwöhren), Dietmar Köritz (Nienstädt), Jörn Wedemeier (Sachsenhagen) und KVN-Geschäftsführer Hannover Doktor Bernhard Specker den Startschuss für das Programm „Niederlassen in Niedersachsen: Initiative für Hausärzte in Schaumburg”. In dieser Region können sich noch weitere Hausärzte niederlassen, ja deren Ansiedlung ist hoch erwünscht. Die KVN und die Bürgermeister wollen gemeinsam die bereits bestehenden Möglichkeiten bekannter machen und Lösungsansätze entwickeln, um mehr Ärzte für eine Tätigkeit vor Ort zu gewinnen. Dazu gewährt die KVN im Planungsbereich für zwei Hausarztniederlassungen eine finanzielle Unterstützung von jeweils bis zu 60.000 Euro aus einem Strukturfonds. Zusätzlich können niederlassungs- oder anstellungswillige Ärzte eine Umsatzgarantie für die ersten beiden Jahre ihrer Tätigkeit erhalten. Weitere Fördermöglichkeiten beispielsweise aus dem Bereich der regionalen Wirtschaftsförderung des Landkreises würden geprüft. Ebenso wichtig sei es, die Vorzüge des Landkreises als attraktives Lebens- und Wohnumfeld darzustellen, wie die Bürgermeister festhielten. In der Region aufgewachsene Medizinstudenten und Ärzte in der Weiterbildung sollen auch kontaktiert werden. Die Kommunen wollen als Ansprechpartner rund um alle Belange der Ansiedlung zur Verfügung stehen, auch für Fragen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder kulturelle Angebote und Vereinsleben. Dies werde im Verbund geschehen, schließlich würden von der Ansiedlung eines Arztes in einer Gemeinde auch Patienten in den Nachbarkommunen profitieren, wie die Hauptverwaltungsbeamten festhielten. Bernhard Specker erklärte, dass neben der finanziellen Niederlassungsförderung eine Beratung und Information aus einer Hand eine entscheidende Rolle spielen würden. Hierfür sei die KVN, nun unterstützt durch die Kommunen, der richtige Ansprechpartner.Foto: bb