Die Neustrukturierung führe durch weniger Bereitschaftsdienste auch zu einer Entlastung der Ärzte. „Dies dient der Zukunftssicherung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum”, so der Geschäftsführer der zuständigen Bezirksstelle. Der Altersschnitt der Ärzte im Landkreis sei mit über 55 Jahren hoch, eine hohe Dienstbelastung schrecke jedoch junge Ärzte von einer Niederlassung ab. So sieht es auch der Landkreis: „Die Patienten müssen nicht mehr lange suchen, weil sie eine verlässliche Anlaufstelle haben”, sagt Kreissprecher Klaus Heimann. Dies sei mit Blick auf die derzeit negative Entwicklung der hausärztlichen Versorgung von großem Vorteil, vor allem wenn kleinere Orte irgendwann vielleicht gar keinen Arzt mehr haben sollten. Dennoch wolle der Kreis die Auswirkungen der Reform im Blick behalten und analysieren. In der Deisterstadt hingegen stößt die Zentralisierung auf wenig Gegenliebe. Hiesige Patienten müssen dann eine Fahrzeit von 25 Minuten in Kauf nehmen –”wenn die Autobahn frei ist”, wie Hausarzt Harbeck die Angabe relativiert. In 25 bis 30 Minuten soll das Agaplesion aus dem gesamten neuen Bereitschaftsdienstbereich zu erreichen sein. Der Rodenberger Verwaltungschef Hudalla ärgert sich über das als „Fortschritt” verkaufte Vorhaben. „Es ist ja auch so ökologisch, wenn wir jetzt alle bis nach Vehlen fahren müssen”, tadelte er bereits beim Neujahrsempfang. Im Nachgang bezeichnet er es gar als „Frechheit”, den Bürgern vor Ort den ärztlichen Bereitschaftsdienst vorzuenthalten. Dass den Patienten am Gesamtklinikum ein breiteres Spektrum zur Verfügung stehe, wolle er ja gerne mittragen. Aber: „Die Optimierung geht zulasten der Praktikabilität des Einzelnen.” Kampflos wolle er die Fahne nicht strecken, wie Hudalla gegenüber dem SW betont: „Wir eruieren, ob eine kommunale Lösung in Frage kommt.” Noch gebe es jedoch keinen Sachstand zur Aufrechterhaltung einer Notfallversorgung vor Ort zu vermelden – schließlich dachte man auch noch etwas mehr Zeit zu haben. Foto: jl