Während sich vor allem Kinder riesig über den verschneiten Wintereinbruch im März gefreut haben dürften, leiden jetzt Landwirte unter den Folgen. Denn die Prognosen für die Rapsernte stehen unter keinem guten Stern. Bedingt durch die Witterung und einen zusätzlichen Schädlingsbefall ist in den Beständen zum Teil ein erheblicher Knospenabwurf festzustellen. Der Pressebeauftragte des Landvolks Weserbergland Thomas Wille spricht von „drohenden Mindererträgen”. Er sagt: „Bei der Ernte des Rapses muss in diesem Jahr insgesamt mit einem massiven Ertragseinbruch gerechnet werden.” Auch die Landberatung Schaumburg thematisiert die sogenannte physiologische Blütenwelke in ihrem jüngsten Rundschreiben. Dabei erstrecke sich die Problematik über mehrere Bundesländer. Die möglichen Ursachen: Nach einer ersten wärmeren wachstumsfördernden Phase im März folgte noch einmal strenger Frost. Der könnte den gerade zu dem Zeitpunkt gut entwickelten Beständen geschadet haben. Anschließend führten sehr hohe Temperaturen in sehr kurzer Zeit zu einem enormen Wachstum. Die Pflanzen waren vermutlich mit der Nährstoffversorgung schlichtweg überfordert. Zumal sie ohnehin bereits seit der Aussaat belastenden Bedingungen ausgesetzt waren. Die Landberatung verweist auf ständig wassergesättigte Böden und einen schlechten Luftaustausch, was zu einer geringeren (Fein)-Wurzelbildung führte. Obendrein setzt den Pflanzen ein zweiter Faktor zu, wie der Pressebeauftragte Wille erklärt: „Hinzu kommt ein massiver Schädlingsbefall durch den Rapsglanzkäfer, der mit Pflanzenschutzmitteln nicht mehr behandelbar ist.” In diese Kerbe schlägt auch der Hohnhorster Landwirt Cord Lattwesen, der selbst mit der Wirkungslücke klarkommen muss und dem Glanzkäfer zu rund 30 Prozent die Schuld am prognostizierten Minderertrag gibt. „Wir haben in diesem Jahr einen Befall feststellen können, das ist der Wahnsinn”, seufzt der ehemalige Kreislandwirt. Das Problem: „Auf der einen Seite sollen wir unter den Weltmarktbedingungen die besten Sachen produzieren und alle Vorschriften einhalten, auf der anderen Seite hilft uns keiner, wenn die Ernte dahin ist.” Das witterungsbedingte Phänomen, das er auch im eigenen Anbau beobachtet hat, beschreibt Lattwesen so: „Das war so, als wenn man einen Lichtschalter umgelegt hätte: Jetzt wachsen.” Innerhalb von nur einer Woche habe der Raps ein Wachstum hingelegt wie sonst in einem Monat. „Auch unser Raps hat die Hälfte seiner Schoten verloren”, bilanziert der Hohnhorster. Eigentlich sollte sich aus jeder Blüte eine Schote entwickeln. Und gerade die ersten, die ausreifen, bringen dem Landwirt zufolge die höchsten Erträge –”und die sind alle nicht mehr da”. Weil aber die Schotenbildung noch im Gange ist, könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, wie sich der Ertrag letztlich darstelle. In jedem Fall rechnet Lattwesen mit einer „schwierigen Ernte”, zumal sich Ausfälle wegen der Marktlage nicht mit höheren Preisen auffangen ließen. „Man hat Geld reingesteckt und bekommt nichts raus”, fasst er zusammen. Er wisse von Landwirten, die ihre Rapsfelder bereits umgebrochen und stattdessen Mais gedrillt haben. Dazu rät im Falle besonders geschädigter und schwacher Bestände auch die Schaumburger Landberatung. Damit könnte die Landwirtschaft aber vor einem weiteren Problem stehen: einem Maisüberschuss. Wegen der vielerorts viel zu nassen Böden sind laut dem Landvolk-Pressesprecher bereits viele Bauern von Weizen auf Mais umgestiegen. „Das bedeutet: Wir werden es mit einem Überangebot an den Märkten zu tun haben”, so Wille, „das sich leider auch in teils unrentablen Preisen für Landwirte widerspiegeln wird”.Foto: jl/Archiv