Die Entwicklung des ländlichen Raums erinnert ein bisschen an die Geschichte von Sisyphos – nur dass hier nicht ein einzelner Held, sondern ganze Netzwerke, Kommunen und Unternehmen gemeinsam am Stein schieben. Kaum ist eine neue Kooperation geschmiedet, ein Innenstadtprojekt gestartet oder ein Bildungsgang gesichert, tauchen schon die nächsten Herausforderungen am Horizont auf: Ein Geschäft schließt, der Nachwuchs fehlt, die Bürokratie bremst. Es ist ein ständiges Auf und Ab, ein ewiges Rollen und Schieben, bei dem der Stein selten lange oben bleibt.
Doch anders als bei Sisyphos gibt es in Schaumburg keine Resignation. Im Gegenteil: Die Akteure vor Ort nehmen die Herausforderung sportlich, mit einer Mischung aus Pragmatismus, Kreativität und einer guten Portion Humor. Sie wissen, dass nachhaltige Veränderungen Zeit brauchen – und dass es manchmal eben drei Schritte vor und zwei zurück geht. Die IHK hält ihr Thesenpapier bewusst aktuell, weil sie weiß: Die Halbwertszeit der Ideen ist auf dem Land oft länger als in der Großstadt, aber sie wirken dafür umso nachhaltiger.
Vielleicht wird der Stein nie ganz oben liegen bleiben. Vielleicht ist es aber auch gerade diese Bewegung, die den ländlichen Raum lebendig hält. Wer hier auf schnelle Erfolge setzt, wird enttäuscht – aber wer Durchhaltevermögen und ein bisschen Gelassenheit mitbringt, kann tatsächlich etwas bewegen. Und so bleibt es dabei: Weiterschieben, nicht verzagen – und sich zwischendurch auch mal über kleine Erfolge freuen.
Von Nadine Dressler