Ich mag Bäume. Nicht in der Art, dass ich in den Wald gehe und sie umarme, aber wem es hilft – ok. Ich gehe ebenfalls nicht in den Wald und schreie Bäume an. Das soll ja ein probates Mittel zum Stressabbau sein. Auch nicht in die dunklen Tannen- und Fichtenwälder – aber die sind eh bald Geschichte, wenn es mit der Trockenheit und dem Borkenkäfer so weitergeht. „Waldbaden“ ist ebenfalls nicht so meins. Ich mag Bäume zum Beispiel im Garten – gern auch Obstbäume. Wir haben einen Apfel- und einen kleinen Sauerkirschbaum. Die Sauerkirschen sind meist schon weg – von Vögeln stibitzt – bevor wir die Früchte richtig entdeckt haben. Sollen sie haben, ich mag keine Sauerkirschen. Der Apfelbaum hingegen trug in diesem Jahr so viele Früchte, dass meine Frau sich erfolgreich an Saft- und Geleeherstellung getraut hat. Auch Eichen, Buchen und andere heimische Bäume mag ich. Wer einmal gesehen hat, wie sogar eine Eiche aus einem kleinen Stängelchen mit nur einem Blatt aus dem Boden lugt und 50 Jahre später selbst Kyrill, oder noch länger zurück, sogar Weltkriege, überlebt, der kann nur Bewunderung dafür haben. Bäume können aber noch viel mehr. Die meisten wissen, dass durch die Photosynthese Kohlendioxyd gebunden und Sauerstoff freigesetzt wird – dringend nötig für unser Klima. Nach einschlägigen Untersuchungen produziert ein einziger, nur 20 Meter hoher Baum, etwa 10.000 Liter Sauerstoff pro Tag. Genügend für bis zu zehn Menschen. Bäume gehören aber nicht nur in den Garten und den Wald, sondern auch in unsere Innenstädte. Im Rahmen einer Studie des Umweltbundesamtes 2022, in der Konzepte zur Vermeidung von Hitzeinseln untersucht wurden, stellte dessen Präsident Messner unter anderem fest: „… Wir sind dem Hitzeinseleffekt nicht schutzlos ausgeliefert!“ Und weiter:“ …Neben neuen Bäumen müssen wir vor allem den alten Baumbestand in den Städten schützen…“. Ich räume ein, es wurden dabei nur Metropolen untersucht. Das Ergebnis ist aber doch auch auf kleine Städte und die dortigen Fußgängerzonen zu übertragen. Der Effekt „Urbane Hitzeinseln“ mit höheren Temperaturen gegenüber dem Umland, entsteht bei dichter Bebauung, starker Hitzereflektion durch die Fassaden, geringerem Luftaustausch und wird sich bei weiter steigenden Temperaturen auch in den ebenso verdichteten kleineren Innenstädten zeigen. Und damit komme ich auf teilweise sehr kontrovers diskutierte „Baumsituationen“ in Schaumburg. In der Bückeburger Innenstadt sollten eine Reihe von 50 Jahre alten Kaiserlinden gefällt werden – alten Baumbestand schützen? Mit viel Widerstand konnte die Fällung verhindert werden und die Kaiserlinden blieben erhalten. In der Kreisstadt Stadthagen wird derzeit die komplette Fußgängerzone saniert und mit neuem Pflaster versehen. Eigentlich eine gute Gelegenheit, zukunftsorientiert neue Bäume zu pflanzen und damit schon einmal dem Hitzeinseleffekt – wann auch immer er auch in den Kleinstädten zu bemerken ist - zu begegnen. Ich habe keine Ahnung von den Vorgaben für die Sanierung der Niedern- und Obernstraße und des Marktplatzes, bin aber sicher, es wäre möglich gewesen, mehr als die elf (!) neuen Bäume in Niedern- und Obernstraße zu pflanzen. Eine Nachbarkommune, zugegebenermaßen etwas größer als Bückeburg oder Stadthagen, hat mich hingegen positiv überrascht. Auf wenigen hundert Metern stehen sage und schreibe 40 (!) große Bäume, und das nicht erst seit gestern. Da kommt tatsächlich so ein wenig „Großstadt-Fußgängerzonen-Flair“ auf. Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass sich die Innenstadtbesucher dort richtig wohl gefühlt haben. Ja, ich mag Bäume – auch in der Stadt.

Ihr Axel Bergmann