Der erste Empfang des ev.-luth. Kirchenkreises Grafschaft Schaumburg fand jetzt in der „Speisekammer Anno 1583“ statt und Superintendent Christian Schefe freute sich über die zahlreiche Teilnehmenden aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Handel sowie der jüdischen Gemeinde Bad Nenndorf und vieler weiterer Interessierten. Als Referentin für den als „Schaumburger Impulse“ betitelten Empfang konnte er Oberlandeskirchenrätin Dr. Nicola Wendebourg gewinnen, die das Thema „Verlust – Schicksal und Verheißung“ auf ihrem Plan hatte. Schefe äußerte einführend seine Besorgnis über die abnehmende Bereitschaft der Gesellschaft, sachlich und kontrovers zu diskutieren, und die steigende kritische Sicht auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung.
In ihrem Grußwort betonte die stellvertretende Landrätin Petra Ritter die enge Verbundenheit des Landkreises mit dem Kirchenkreis und dem Diakonischen Werk. Dr. Wendebourg stellte fest, dass Verluste auch in der Kirche ein relevantes Thema seien, etwa durch Kirchenaustritte und den fortschreitenden Verlust an Glauben in der Gesellschaft. Ihre zentrale Frage lautete: „Was kann Religion in einer von Verlusten geplagten Gesellschaft leisten?“
Doch warum macht uns „Verlust“ heute so viel Probleme. Die Antwort liegt in der „Moderne“. Die startete mit der Französischen Revolution und ist geprägt vom Fortschrittsgedanken, der Wissenschaft und Technik in rasantem Tempo vorantreibt. Dies führt jedoch auch zu Verlusten, da Bekanntes oft nicht mehr gilt. Dr. Wendebourg kritisierte die Tendenz zur Verdrängung von Verlusten in der Leistungsgesellschaft und betonte, dass der aufarbeitende Umgang damit auch Teil des christlichen Glaubens sei. Der Karfreitag beispielsweise erinnere an den größten Verlust in der Christenheit, während die Osterzeit Hoffnung und Resilienz für zukünftige Verluste bringe.
Sie warnte vor den antidemokratischen Tendenzen in der Gesellschaft und dem Einfluss von Populisten, die Ängste schürten und Wut sowie Hass erzeugten. Dr. Wendebourg schloss mit der Feststellung, dass es keinen Weg zurück gebe, keine „Reparatur der Moderne“. „Aber es gibt einen Ausweg!“ Die Kirche könne einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Verluste anerkennt und Resilienz fördert. Ein Beispiel dafür sei die anglikanische Pfarrerin Mariann Edgar Budde, die bei der Amtseinführung von Präsident Trump für Erbarmen mit benachteiligten Gruppen bat und dadurch zu einer prominenten Stimme in der Christenheit wurde.