Das Kultusministerium trage zu der prekären Lage bei: Eine Schule müsse sich heute nicht mehr nur um eine gute Bildung der Kinder kümmern, sondern auch betriebswirtschaftlich und dadurch effizient arbeiten. „Durch diese statistische Maßnahme wollen sie uns das letzte Standbein weghauen”, erklärte er den Zuhörern. In der Bevölkerung - in der heimischen Politik - habe es daraufhin Proteste gegeben und das Kultusministerium sei wieder etwas zurückgerudert. Allerdings mit dem deutlichen Signal, dass an dieser Effizienz festgehalten werde. Die Leidtragenden sind in jedem Fall die Auszubildenden. Sie müssen weite Wege zur Berufschule, beispielsweise nach Hannover auf sich nehmen, wenn sie sich für einen ohnehin schon schlechter bezahlten Handwerksberuf entscheiden. Genau hier liege das Problem: Der Beruf Bäcker oder Fleischer sei unbeliebt, weil die allgemeinen Rahmenbedingungen schlechter ausfallen als zum Beispiel die eines Industriekaufmannes. Um mehr Auszubildende für eine Klasse zusammen zu bekommen, müssten elementare Berufe erst einmal wieder attraktiv gemacht werden. Schwächere Schüler seien von dem Wegfall an der BBS besonders betroffen, stellte Herwig Henke (SPD) fest. Ein Lösungsansatz wäre, statt jeden Beruf einzeln zu unterrichten, die Ausbildungszweige zu bündeln: Bäcker und Fleischer gehen gemeinsam in die Klasse „Nahrungsmittelhandwerk”. Trotzdem: Zum 1. August werde es in der Kreisstadt keine Fleischer-Klasse mehr geben. Die BBS wolle sich entschieden gegen das Vorgehen des Kultusministeriums wehren - jedoch werde es wohl ein Kampf den Stadthagen verliert, so Steltner. Übrigens: Innerhalb des Landkreises gab es dank Aufteilung der Schulformen nie Konkurrenzgedanken zwischen den BBS in Stadthagen und Rinteln.
Foto: Ljupco Smokovski