„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein”, unter diese Überschrift stellte der ehemalige Niedersächsische Kultusminister Rolf Wernstedt seinen Festvortrag. Sei in einer globalisierten Welt, in der von den Menschen eine hohe Mobilität und Flexibilität gefragt sei, der Blick auf einen begrenzten Raum wie den Landkreis Schaumburg nicht hoffnungslos veraltet und rückwärtsgewandt, so Wernstedt rhetorisch. Niemals habe der Mensch jedoch sein Leben allein den ökonomischen Zwängen untergeordnet.
Trotz aller Not hätten die Menschen zu allen Zeiten versucht, dem Leben selbstbestimmte, freudige und gewohnte Seiten abzugewinnen, durch kulturelle Aktivitäten, Feste, Lieder und Erzählungen. „Man lebt nicht vom Brot allein”, so Wernstedt, von diesem Gedanken von der Kultur als Lebensmittel werde eben auch die Schaumburger Landschaft geleitet.
Dabei zeige sich die Schaumburger Landschaft offen für die große Vielfalt verschiedener kultureller Formen, auch neuer Ausdrucksformen, und rege die Menschen zum Mitmachen und zur Identifikation an.
Die Schamburger Landschaft sei frei von „falscher heimatlicher Sentimentalität”. Rolf Wernstedt hielt fest, dass „Heimat” ein schillernder Begriff sei, der sich eigentlich nicht wirklich verorten lasse. Menschen, Landschaften und Orte seien einem ständigen Wandel unterworfen. Dagegen würden viele Erinnerungen und zwar auch die falschen, konstant bleiben.
Das Recht auf Heimat könne nur bedeuten, dass man ein Recht habe, sich irgendwo heimisch zu fühlen. Nicht jedoch das Recht habe, die eigene Vorstellung von seiner Heimat zu einer Realität zu zwingen. Für die seit Jahrzehnten im Landkreis lebenden Einwanderer und ihre Kinder gelte das Heimatrecht ebenso, wie „für den Fürsten zu Schaumburg Lippe oder andere alteingesessene Familien”. Angesichts der ständigen Veränderung gelte es, sich Heimat ständig neu zu erarbeiten.
Hansjörg Küster, Professor an der Universität Hannover und einer der wichtigsten Autoren der neuaufgelegten „Schaumburger Landeskunde”, stellte das Buch anschließend in einem Kurzreferat vor.
Mit seiner Vielfältigkeit sei der Landkreis „Mitteleuropa im Kleinen”, hielt Küster fest. Die Landeskunde vermittle die Informationen über den Landkreis, die man brauche, um mit anderen Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Das Wissen über die Besonderheiten führe zu einer emotionalen Bindung an den jeweiligen Ort.
Sigmund Graf Adelmann, Geschäftsführer der Schaumburger Landschaft, erklärte, dass die „Landeskunde” sich zwar in erster Linie an 13-jährige wende, jedoch für alle Altersgruppen gedacht sei. Mit der Neuauflage sei eigentlich ein neues Buch entstanden. So lohne sich auch für die Besitzer eines alten Exemplars ein Blick die aktuelle Auflage. Die Klosterkammer Hannover unterstützte die Erstellung mit einem erheblichen Förderbeitrag.
Klaus-Henning Lemme, Vorsitzender der Schaumburger Landschaft, und Landrat Jörg Farr hatten zu Beginn der Veranstaltung deren Rolle in den vergangenen 20 Jahren gewürdigt. Seit der Gründung 1992 habe diese eine geradezu gigantische Entwicklung genommen, so Lemme. Farr und Lemme dankten für den Einsatz der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter. Mit seinen Arbeitskreisen decke die „Schaumburger Landschaft” eine große Bandbreite von Themen ab, wirke in diesen gleichzeitig mit hoher Kompetenz in die Tiefe.

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