Kracke lässt Insolvenz prüfen
Traditionsfirma vor dem Aus?/29 Arbeitsplätze betroffen/Intensive Suche nach Lösungen
HÜLSEDE (al). Das seit 85 Jahren bestehende Hülseder Familienunternehmen Friedrich Kracke Sitzmöbel lässt seit dem Wochenbeginn eine mögliche Insolvenz prüfen. 29 Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft. Die weitere Entwicklung ist noch völlig offen. Aber es wird weiter produziert – mit der nötigen Sorgfalt und Qualität. Nach Auskunft des vorläufigen Insolvenzverwalters Matthias Wandel gibt es mehrere Lösungsansätze. Der schlimmste Fall wäre eine Liquidation; die günstigste Perspektive eine verkleinerte Fortsetzung des Betriebs.
Viele Jahre hatte das Unternehmen ein sicheres Fundament mit guten Auftragslagen und ständigen Modernisierungen, wie der bisherige Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Kracke ausdrücklich bestätigte. Doch seit etwa vier Jahren blieben die Gewinne aus – und auch die Aufträge für den klassischen Produktionsbereich: „Wir sind von der Stuhlfabrik zur Tischfabrik geworden”, sagt Kracke bitter. Statt Qualität sei der Kunde mit Billigmöbeln aus Südosteuropa und Asien zufrieden.
Folglich gab es für einige der versierten Experten in seiner Belegschaft „einfach keine Arbeit mehr”. Zwar war die Belegschaftszahl bereits schrittweise von 54 auf 29 reduziert worden. Doch weitere Kündigungen verlangten einen Sozialplan. Trotz zum Teil erheblicher Zugeständnisse auf Seiten von Betriebsrat und Arbeitnehmern sollte die Vereinbarung zur unerträglichen finanziellen Belastung werden.
„Das hätte unsere Hausbank ja noch mitgemacht”, gibt Senior Kracke zu. Zum Knackpunkt aber wurde die Finanzierung der gesetzlichen Kündigungsfristen.
Dazu nickt Betriebsratsvorsitzender Heinz Röttger. Er gibt der Firmenleitung keine Schuld an der prekären Situation: „Da ist kein Geld an die Besitzerseite geflossen.” Mit dem Insolvenzverfahren greift zwar noch die volle Lohnfortzahlung von September bis einschließlich November aus Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit. Doch Anfang Dezember entscheidet sich voraussichtlich die weitere Zukunft des Unternehmens. Wie sehr ein ganzes Dorf mit zittert, wird an einer Zahl deutlich: Rund zwei Drittel der betroffenen Beschäftigten wohnt in Hülsede; die übrigen in der nahen Umgebung. Bürgermeisterin Marion Passuth mag sich das Szenario gar nicht ausmalen: „Ich bin tierisch betroffen”, sagte sie dem SW, „das ist für uns ein schwerer Schlag”. Foto. al