Es war ein emotionaler, jedoch kein spannender Wahlabend, den die beiden Bewerber und ihr Anhang verbrachten. Relativ rasch meldeten die Wahlhelfer aus den ersten drei Wahlbezirken die Ergebnisse in den Rathaussaal, in der Summe hatte Theiß hier einen merklichen Vorsprung. Diese Tendenz kippte im Verlauf des Abends nicht mehr. Früh war für Amtsinhaber Bernd Hellmann und sein Lager absehbar, dass die Wahl verloren war. So war die Stimmung im SPD-Lager sehr gedrückt.
Oliver Theiß verbrachte den Abend zunächst mit Unterstützern im eigenen Garten. Er erschien im Rathaus als der Sieg sicher war und empfing erste Gratulationen. Im Endergebnis erhielt Theiß rund 61,9 Prozent der Stimmen, der Herausforderer siegte also mit deutlichem Vorsprung. Bernd Hellmann landete bei rund 38,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 46,3 Prozent. Hellmann gratulierte Theiß per Händedruck nach der Verkündung des Ergebnisses.
Theiß sprach von einem „sensationellen Ergebnis”, das in dieser Deutlichkeit sehr überraschend für ihn sei. Er danke allen Helfern für die Unterstützung, nach dem Erfolg im ersten Wahlgang setze der deutliche Sieg in der Stichwahl nun das „I-Tüpfelchen”. Offenbar sei es gelungen, die Stadthäger mit den im Wahlkampf formulierten Zielen zu erreichen, so Theiß. Gerade bei der Verteilung der Flyer seien er und seine Helfer mit vielen Bürgern in „gute Gespräche” gekommen. Er habe sich klar zum Freibad bekannt, auch wenn die Finanzierung schwierig sei, zu den wichtigen Themen habe auch das Feld Bürgernähe und Bürgerbeteiligung gehört. Dass er mit der Ablehnung des Asphaltwerkes eine Gegenposition zu Hellmann vertrete, sei klar gewesen. Dieses Thema habe er im Wahlkampf jedoch nicht in den Vordergrund gestellt.
Er sehe keine Probleme, mit den Fraktionen im Rat zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zu finden. Entsprechende Signale habe es auch bereits gegeben, erklärte der parteilose angehende Bürgermeister.
Der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Jan-Philipp Beck beschönigte nicht, ein „bescheidenes Ergebnis” eingefahren zu haben. Beck betonte, dass Hellmann mit Rückendeckung der Partei den Wahlkampf mit hohem Einsatz geführt habe. Seine Amtszeit sei als „sehr gelungen” zu bezeichnen, Hellmann habe Stadthagen an vielen Stellen vorangebracht. Offenbar hätten sich in der Stichwahl relativ viele CDU-Wähler für Theiß entschieden.
Heiko Tadge, Stadtverbandsvorsitzender der CDU, betonte, dass die vor der Stichwahl gegebene Zusicherung der CDU gültig bleibe. Die Christdemokraten seien bereit zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister. Eine Wechselstimmung sei bereits im ersten Wahlgang spürbar geworden. Der deutliche Vorsprung für Theiß bei der Stichwahl sei trotzdem eine Überraschung.
Amtsinhaber Bernd Hellmann war trotz der sichtlich enttäuscht, aber gefasst. Mitarbeiter aus der Verwaltung wechselten einige persönliche Worte mit Hellmann. „Wir sehen uns morgen”, richtete dieser am Ende des Austausches den Blick auf die Arbeit am Montag. Noch bis Ende Oktober wird Hellmann das Amt des Bürgermeisters ausüben.
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