Die Vortagsveranstaltung diente gleichzeitig der Vorstellung des neuen Buches „Das Franziskanerkloster in Stadthagen. Zwischen Spätmittelalter und Renaissance (1486-1559)”, in dem Autor Udo Jobst das Thema ausführlich behandelt.
Vortrag und Buchvorstellung erfolgten vor zahlreichen Zuhörern in der Klosterkirche, in der auch die Stadthäger Mönche vor rund 500 Jahren zu Gottesdiensten zusammenkamen. Die Kirche ist das letzte Überbleibsel der einst weit größeren Anlage. Im Jahre 1486 begann der Bau des Klosters, um 1500 zogen die Franziskaner in die Anlage ein.
Auch wenn das Kloster damit erst deutlich nach der Stadtgründung im Jahre 1222 entstand, sei seine Entstehung bereits in den Gründungsplanungen vorbereitet worden, wie Udo Jobst im Vortrag festhielt. Graf Adolf der III. von Holstein-Schaumburg war an zahlreichen Stadtgründungen beteiligt.
Wie in der damaligen Zeit üblich, reservierte er für einen Klosterbereich auch im Grundriss Stadthagens ein ausgedehntes Areal von etwa 5000 bis 6000 Quadratmetern. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten sei dieser Bereich innerhalb der Stadtmauern genutzt, aber nicht dauerhaft überbaut worden.
Einfach abzureißende Scheunen etwa, seien hier errichtet worden, so Jobst.
Nachdem Schaumburg wieder zum Stammland der Grafen wurde, rückte Stadthagen stärker in den Fokus des Herrscher-Geschlechts. Darüber hinaus sei die Gesellschaft im 15. Jahrhundert von einem neuen Schub intensiver Frömmigkeit geprägt worden, so Jobst. Die Vorstellung von „Hölle und Fegefeuer” als „spätmittelalterlich Urangst” hätten große Auswirkungen auf das Handeln der Menschen gehabt. Die „Sehnsucht nach Seelenheil” habe geradezu einen Drang nach guten Taten nach sich gezogen.
Aus dieser tiefen Religiosität heraus erfolgte die Klostergründung durch Graf Erich, der dessen Fertigstellung nicht mehr erlebte.
Das Kloster blühte nach seiner Gründung zunächst auf, wie Udo Jobst festhielt. Unter anderem sei eine rege schriftstellerische Tätigkeit der Mönche zu verzeichnen.
Bald erreichte jedoch die Reformation die Grafschaft Schaumburg, 1559 wurde das lutherische Bekenntnis für verbindlich erklärt. Die Franziskaner seien wohl nicht Verfolgungen ausgesetzt gewesen, so Udo Jobst. Nach rund 70 Jahren endete die Geschichte des Stadthäger Franziskaner-Klosters.
Die Anlage wurde später als Gymnasium und Universität genutzt, ein Großteil der Gebäude im Laufe der Jahrhunderte abgerissen. Die Klosterkirche nutzt seit 1732 die Evangelisch Reformierte Gemeinde.
Eine weitere Hinterlassenschaft des Klosters ist die Sammlung wertvoller Kettenbücher.
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