Ein kurzes Stück rollt der „Scorpion” der Firma „Ponsse” vor, um mit seinem Arbeits-Arm eine der Fichten zu packen. Eine Wolke von Sägespänen schießt aus dem Greifer, als die riesige Forstmaschine den Baum kurz über der Erdoberfläche abtrennt. Der Arm hält den etwa 65 Jahre alten Nadelbaum, bewegt ihn in Richtung Waagerechte. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu sechs Metern pro Sekunde schiebt der Greifer am Arbeitsarm den Baum vor und zurück. Dabei wird der Stamm entastet und in Stücke der vorgesehenen Länge geschnitten. Im Handumdrehen ist die Arbeit an der ersten Fichte erledigt und Fahrer Sven Neumann steuert mit dem achträdrigen „Scorpion” schon die nächste Fichte an. „Modernste Forsttechnik” komme mit der Holzernte-Maschine zum Einsatz, um „naturgemäßen Waldbau” zu unterstützen, betonte Lothar Seidel, Leiter des Kreisforstamtes, im Rahmen des Presse-Termins zur Vorstellung des Gerätes. Neben einem Einblick in die Arbeit des Kreisforstamtes gehe es ihm auch darum, die Besucher im Wald über solche Großmaschinen näher zu informieren. Diese würden nämlich von manchem Spaziergänger durchaus kritisch beäugt.
Der Einsatz solch moderner Technik biete jedoch ökonomische und auch ökologische Vorteile, führte Seidel aus. Mit den gewaltigen Reifen werde das Gewicht etwa gut verteilt, eine allzu intensive Verdichtung oder Zerstörung des befahrenen Waldbodens so vermieden. Mit der präzise zu steuernden Maschine werden auch Beschädigungen an anderen Bäumen weitgehend vermieden.
Das ist wichtig, denn Fahrer Neumann und der „Scorpion” habe eine knifflige Aufgabe zu erfüllen, wie Förster Steffen Fitzner ergänzte. Der vor 65 Jahren angepflanzte Fichtenbestand wird nämlich nicht im Kahlschlag-Verfahren abgeräumt. Nur bestimmte Bäume sollen geerntet werden. Fitzner hatte für die Fällung weniger wertvolle Bäume markiert, die etwa schon bei einem Sturm vor Jahrzehnten ihre Krone verloren hatten. Rund ein Viertel des Bestandes soll so entnommen werden. Die qualitativ besseren Bäume haben so mehr Raum und könnten sich besser entwickeln, erläuterte Fitzner. Außerdem werde mit dieser Maßnahme eine Verjüngung eingeleitet, kleine Bäume könnten in die Lücken stoßen. Dies würden in der Mehrzahl vermutlich ebenfalls Fichten aber auch so mancher Laubbaum sein. So entstehe ein Areal das sowohl vom Alter der Bäume als auch von den Arten weit vielfältiger wäre als der Altbestand.
Bei einem solchen Projekt spiele der „Scorpion” mit seiner hohen Geschwindigkeit seine Stärken aus, erklärte Lothar Seidel. Die relativ gleichförmigen Stämme werden mit Hilfe von Computertechnik rasch auf vermarktungsfähige Längen geschnitten, so Nils Constabel, als Vertreter des Unternehmens Wahlers Forsttechnik, das Großmaschinen von Ponsse verkauft. Viele weitere Innovationen kämen hinzu. Im Auftrag des Kreisforstamtes erledigt der Forstwirtschaftliche Lohnbetrieb Bernd Schmitting die Durchforstung. Der Kauf des rund 500 000 Euro teuren „Scorpion” sei für das Kreisforstamt nicht leistbar, wie Lothar Seidel festhielt. Hier würden sich gute Beziehungen zu Partner-Unternehmen auszahlen, um solch moderne Technik nutzen zu können.
Bei aller fortschrittlichen Technik spiele die manuelle Ernte noch immer eine wichtige Rolle, so Seidel. Etwa beim Fällen von hochwertigem Laub-Bäumen sei auch heute der „Forstarbeiter mit der Motorsäge” gefragt.Foto: bb