Rolf Schultz, Mitglied der Rintelner Lesefreunde und ehemaliger Lehrer am Gymnasium Ernestinum, schlug mit seinen Zitaten, zum Teil auch in Hebräisch vorgetragen, einen weiten Bogen, sowohl zeitlich als auch thematisch. Dieser begann mit der Schöpfungsgeschichte aus der Tora und den Diskussionen jüdischer Gelehrter darüber und reichte bis zum zeitgenössischen Schriftsteller Ephraim Kishon. Mit dem Gedicht „Donna Clara” hatte Schultz ein Stück von Heinrich Heine ausgewählt, das ironisierend mit dem Antisemitismus umgeht. In der Sage vom Golem und Heines „Der Rabbi von Bacharach” wurden die Schrecknisse der jahrhundertelangen Geschichte der Verfolgung der Juden durch die christliche Mehrheit weit direkter deutlich. Mit „Jossel Rakovers Wendung zu Gott” von Zvi Kolitz erhielt das Entsetzen und die Verzweiflung über den Völkermord der Nazis eine Stimme. Jossel Rakover, Widerstands-Kämpfer des Warschauer-Ghetto-Aufstandes, stellt seinen Gott zur Rede, weil dieser das unfassbare Leid des Holocaust an seinem Volk zulässt.
Anschließend verlasen Schüler des Ratsgymnasiums Texte, in denen sie ihre Erinnerungen an einen Besuch der Gedenkstätte Ausschwitz eindrucksvoll in Worte fassten. Musikalisch setzten Dietmar Post und Ulrich Meyer bei der Veranstaltung in der St. Martini-Kirche Akzente.
Diese wurde auch von einem Filmteam des NDR aufgenommen. Das Kamera-Team hatte die Schülergruppe des Ratsgymnasiums bei ihrer Fahrt nach Auschwitz und zur polnischen Partnerschule nach Slupca begleitet.
Jürgen Lingner, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins ehemalige Synagoge, hatte zu Beginn der Veranstaltung an das Schicksal der jüdischen Bürger Stadthagens erinnert. Auch diese seien bereits vor dem Pogrom im November 1938 Demütigungen, Bedrohungen, Boykott-Aufrufen und Gewalttaten ausgesetzt gewesen. Der Brand der Synagoge, in Stadthagen nach kurzer Zeit gelöscht, sei für viele Stadthäger Juden dann der Anlass zur Ausreise gewesen. Die, welche die Flucht nicht geschafft hätten, seien in den Lagern der NS-Deutschlands ermordet worden, wie Linger erklärte.Foto: bb