Nun ist die Kombination aus spannendem Geschehen und festlichem Menü heutzutage nichts mehr Ungewöhnliches. Auch im Schaumburger Land gibt es bereits die „Krimidinner”. Doch vor heimischem Publikum spielen meist professionelle Ensembles – und das vorwiegend mit Stücken englischer Autoren.
Beides wollte Kirsten Hansing nicht. Die Lebensgefährtin von „Felsenkeller”-Chef Thomas Rupp hatte sich vor gut einem Jahr an die Theaterleute aus der Riesbachgemeinde gewandt. Damals inszenierten diese gerade ihr erstes Stück in der neuen Lauenauer Festhalle „Sägewerk”. Die Spielfreude der Apelerner stieß bei Hansing auf so viel Begeisterung, dass sie den „Felsenkeller” als Kulisse anbot: Hier könnte doch ebenfalls eine Aufführung sein.
Da ließen sich Vorsitzender Hermann Doebel und seine Leute nicht lange bitten. Mehr noch: Sie entwickelten selbst Szenen und Dialoge mit viel Lokalkolorit und natürlich passend zum hiesigen Ambiente. Als Hansing und Rupp das Gemeinschaftswerk von Doebel, Regisseurin Evelyn Möller und Darsteller Jens-Peter Hirt zum ersten Mal lasen, waren sie begeistert: Genau so hatten sie sich die Ereignisse vorgestellt.
Nun verfolgten sie die ersten Proben. Denn die Mimen nutzten die kurze Betriebsruhe, die der „Felsenkeller” stets in den ersten Januartagen für Renovierungen, Umbauten und technische Neuerungen einlegt. So wurden auch keine Gäste unfreiwillig zu Zeugen. Natürlich konnte noch niemand den Text auswendig. Erst am 26. Februar ist Premiere. Bis dahin sind noch einige Akteure in den Apelerner Karneval eingebunden - und müssen dafür ihre Rollen beherrschen.
Deshalb stellten sie die Szenen mit dem Textbuch in der Hand. „Ihr müsst laut sprechen”, verlangte Doebel, „wir haben hier kein Mikrofon”. Die räumliche Gliederung des langgestreckten Saales verlangte erste Diskussionen. Wenn nämlich die Darsteller in die eine Richtung agieren, müssen sie zwangsläufig anderen Zuschauern den Rücken kehren. Doch auch von diesen wird Aufmerksamkeit verlangt: Schließlich soll das Publikum bei der Mördersuche mitwirken. Die potentiell Verdächtigen haben übrigens die Aufgabe, in den Pausen beim direkten Kontakt mit den Zuschauern von sich abzulenken und die mögliche Täterschaft auf andere Personen abzuwälzen.
Rund vier Stunden dauert voraussichtlich das ungewöhnliche Theaterereignis, über das die Laienspielgruppe weiterhin Stillschweigen bewahren möchten. Nur ein wenig lüften sie ihre Geheimnisse: Ein „Hausmeister” wird die Gäste schon auf dem Parkplatz begrüßen. Und eine zickige Köchin hält sich nicht an ihrem Arbeitsplatz auf, sondern treibt im Saal ihr Unwesen.
Natürlich ist Letztgenannte keine Mitarbeiterin des Gastronomiebetriebs. Dessen Belegschaft hat alle Hände voll zu tun mit der pünktlichen Bewirtung der Gäste. Denn in den Spielpausen wird das Menü aufgetragen bis hin zum Dessert, bei dem wohl auch die Lösung des Rätselkrimis erfolgen kann. Der Premiere am 26. Februar folgen noch weitere Aufführungen am 4., 5., 11. oder 19. März. Ob es noch letzte freie Plätze gibt, kann im Gasthaus „Felsenkeller” unter der Rufnummer (05043) 2275 erfragt werden. Die meisten Veranstaltungen sind jedoch schon ausgebucht.
Thomas Rupp und Kirsten Hansing werden übrigens keine Rollen übernehmen. „Wir bringen uns gern ein”, bekennt der Diplom-Braumeister, „aber selbst mitspielen wollen wir nicht”. Doch er hat sich längst vom Amateur-Theaterleben anstecken lassen. Und er hilft dem kleinen Ensemble, wo er nur kann. Wenn in den nächsten Wochen noch weitere Stellproben erfolgen müssen, schließt er einfach den Saal ab: Gäste müssen dann in den „Eiskeller” oder in die Braustube ausweichen. Foto: al