Bei Joachim Schütz und Lasse Wehner sitzt der Ärger tief. Vier Eichen, eine Linde und eine Esche waren bisher die ganze Freude der beiden Fachwerkliebhaber, die im Schatten der hohen Bäume lebten. Sein Haus sei bestimmt erst nach dem Anpflanzen der beiden über 200 Jahre alten Eichen gebaut worden, glaubt Schütz. Und für Wehner sind es nach eigenen Angaben gar die grünen Riesen gewesen, die den Ausschlag für den Kauf seines renovierungsbedürften und unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes gegeben hatten. „Wenn das ein Baudenkmal ist, müssten die Eichen Naturdenkmale sein”, schlussfolgerte Wehner.
Doch diesen Schutz gab es für die Großgewächse nicht. Eine Fachfirma fällte sie in der vergangenen Woche. Auf Nachfrage erfuhren die beiden Nachbarn, dass die neu aufzubauende Trockenmauer den Anlass gegeben habe. Diese hätte voraussichtlich Schäden an den Wurzeln verursacht und damit die Bäume zur Gefahr werden lassen.
Das bezweifelt Wehner: Eichen seien für ihre Pfahlwurzeln bekannt. Zudem standen die Bäume etliche Meter höher als die vorgesehene neue Steinreihe. Lebhaft erinnern sich beide an frühere Zusagen der Verwaltung, dass allenfalls zwei Bäume im Zuge des Straßenbaus hätten fallen sollen. Nun aber sei die ganze Optik zerstört. Was Wehner außerdem wundert: Die Linde an der Einmündung zum „Brink” werde nicht angetastet. Gerade dort aber hätte er es verstanden, wenn diese aus verkehrlichen Gründen beseitigt worden wäre.
„Wir haben das wirklich nicht gern veranlasst”, räumte der stellvertretende Lauenauer Gemeindedirektor Jörg Döpke auf Anfrage ein. Zuletzt sei sogar noch ein Statiker bemüht worden, um die richtige Entscheidung an dieser Stelle zu treffen.
Doch am Ende sei klar gewesen: Die Bäume müssten weg. Und zwar schon jetzt, um sie in den nächsten Jahren nicht zu einer Gefahr werden zu lassen.
Döpke bestätigte, dass der Erhalt der historischen Bruchsteinmauer letztlich das Aus für die hölzernen Riesen bedeutete. Denn die Begrenzung müsse neu und zurückgesetzt entstehen. Vor allem aber müsse sie eine ordentliche Gründung erhalten: Dass sie nicht schon längst eingesztürzt ist, grenzt selbst für Fachleute als ein Wunder.
Durch die fälligen Bauarbeiten wäre der Wurzelbereich der Bäume angegriffen worden, Das wiederum hätte die Standsicherheit beeinträchtigt. „Vielleicht erst in einigen Jahren”, gibt Döpke den Kritikern Recht. Aber die Gefahren würden wachsen; und auch die spätere Beseitigung in der dann komplett neu gestalteten Straße wäre aufwändiger. Deshalb sei das sofortige Fällen entschieden worden. Bereits in diesen Tagen sollen sechs Buchen „in guter Pflanzqualität” folgen. Dass diese in kurzer Frist keinesfalls das über Jahrzehnte vertraute Bild ersetzen können, ist auch ihm klar.
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