Georg Mascolo wuchs als Sohn eines italienischen Gastarbeiters in Obernkirchen auf und ist damit ein waschechter Schaumburger. Vergangene Woche hat er seine alte Heimat besucht und dabei in zwei Diskussionsrunden Rede und Antwort gestanden.
Die Volkshochschule Schaumburg organisierte diese beiden Termine und bot in ihren Räumen allen Bürgern die Chance, einmal mit dem berühmten Mann aus den Reihen zu sprechen.
Doch nicht nur alte Bekannte aus der Bergstadt und seine ehemaligen Nachbarn interessierten sich für die Geschichte des Obernkircheners.
Auch Schüler aus dem Politik-Leistungskurs der IGS Schaumburg wollten wissen, wie der gebürtige Schaumburger den Chefsessel in der Redaktion des bekanntesten Nachrichtenmagazin Deutschlands erklommen hat.
Ob der „Spiegel” eine politische Ausrichtung habe, wollte einer der Schüler wissen: „Wir sind ein aufklärendes Blatt und müssen zu 51 Prozent kritisch gegenüber allem sein”, antwortete Mascolo. Gerade regierende Machthaber müssen sich im Klaren sein, dass Journalisten ein besonderes Auge auf sie haben. Nur sehr selten beziehe das Magazin offen Position. Eine solche Ausnahme kam nach eigenen Angaben Mascolos zuletzt bei der Wahl zum Bundespräsidenten vor. Damals standen sich Christian Wulff und Joachim Gauck gegenüber.
Der „Spiegel” beleuchtete damals beide und befand hinterher Gauck als geeignetere Person. „Der Spiegel genießt seit Jahren das Vertrauen der Bürger”, so Mascolo. Aus diesem Grund dürfe sich das Nachrichtenmagazin keine Unwahrheiten erlauben.
Manche Politiker denken zwar, wenn zwischen ihnen und einer Zeitung ein besonderes Verhältnis bestehe, müssen sie diese nicht fürchten und bekommen eine gesonderte Behandlung.
Dem sei jedoch nicht so, wie man an dem Beispiel von Christian Wulff festmachen könne, so der gebürtige Bergstädter. „Wir befördern die Dinge, machen sie uns aber nicht zu eigen”, sagte der Chefredakteur.
Schon in früher Kindheit interessierte sich der Obernkirchener für die Politik. Nach seiner Ausbildung als Rechtsanwalts- und Notarfachgehilfen absolvierte er ein Volontariat bei der Schaumburger Presse und landete später beim Radiosender „ffn”. Er recherchierte damals über die Spielbank-Affäre in Hannover und erlangte damit die Aufmerksamkeit des Journalisten und seines Vorgängers Stefan Aust. Dieser brachte ihn bei Spiegel TV unter.
Von einem Schüler nach seinem spannendsten Projekt befragt, benannte Mascolo den Mauerfall. Diesen filmte er am 9. November 1989 als Einziger mit seinem Team an der Bornholmer Straße in Ost-Berlin.
Natürlich wagten sich die Politik-Leistungskursler auch an die Frage, wie man es denn am besten zum „Spiegel” schaffe.
„In erster Linie sind journalistische Vorerfahrungen erwünscht, aber ein Studium in dieser Richtung ist nicht nötig. In der Redaktion sitzen sehr viele Quereinsteiger, die vorher Physik oder etwas anderes studiert haben”, sagte Mascolo. Man solle sich einfach aus anderen Zeitungen hervorheben und auf sich aufmerksam machen, lautete sein Rat an die jungen Menschen. Auch Journalistenschulen seien ein guter Einstieg, um beim „Spiegel” als Praktikant anzufangen.
Die teilweise sehr langen Texte, auf die eine Schülerin hinwies, verteidigte der Chefredakteur. Wenn man den Dingen auf den Grund gehen will und sich Wissen aneignen möchte, müsse man auch bereit sein tiefer in die Materie einzusteigen und das sei seiner Meinung nach nicht anstrengungslos möglich. „Wir nehmen unsere Leser an die Hand, machen die Dinge verständlich. Wir sagen ihnen was etwas bedeutet und erklären ihnen die Folgen”, beschrieb Mascolo den Erfolg des „Spiegels”.
Seiner Meinung nach geschehe guter Journalismus aus dem Bauch heraus. Und an diese Auffassung hält er sich seit seinen frühesten Anfängen - mit Erfolg, wie man sieht.
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