In einer großangelegten Studie hatten Kai Maaz und Kollegen den Zusammenhang zwischen der Benotung von Schülern und ihrer Herkunft untersucht. Ergebnis sei ein eigentlich nicht ganz neuer Befund, so Maaz. Die soziale Herkunft wirke sich merklich auf die Benotung und Schullaufbahn der Mädchen und Jungen in Deutschland aus. Kinder aus bessergestellten Haushalten würden tendenziell besser benotet und würden höhere Schulen besuchen, als Mädchen und Jungen aus weniger wohlhabenden Familien.
Festzuhalten sei allerdings, dass die Leistung das entscheidende Moment für die Benotung sei. Mit etwa 47 Prozent sei die Bewertung auf reine Leistungsmerkmale zurückzuführen. „Das ist erst einmal ein positiver Befund”, hielt Kai Maaz fest. Trotzdem bleibe in der Beurteilung eine Sozialschichtkomponente von rund 28 Prozent. Eine solche Einflussgröße der sozialen Herkunft sei natürlich immer noch viel zu viel.
Eine Benachteiligung aufgrund eines Migrationshintergrundes spiele demgegenüber so gut wie keine Rolle, hielt Kai Maaz fest. Im Folgenden führte der Professor die verschiedenen Effekte auf, die zu einer unterschiedlichen Bildungslaufbahn je nach der sozialen Herkunft führen. Eine Rolle spiele etwa, dass in Haushalten mit höherem Bildungshintergrund etwa mehr gelesen werde, dass mehr Geld für Bildung zur Verfügung stehe, oder dass Bildung ein höherer Stellenwert eingeräumt werde. Festzustellen sei aber auch, dass Lehrer bei gleichen schulischen Leistungen Kinder aus Akademiker-Haushalten tendenziell besser bewerten würden, als Kinder mit einem niedrigeren Bildungshintergrund. „Wir wollen keine Lehrerschelte betreiben”, hielt Kai Maaz fest. Die Leistungsbewertung sei für die Lehrer eine sehr schwierige und komplexe Aufgabe.
An Maaz Vortrag schlossen sich lebhafte Diskussionen an. Der stellvertretende Vorsitzende von Mosaik Schaumburg Richard Wilmers etwa, argumentierte für eine Abschaffung des Notensystems und die Abkehr vom dreigliedrigen Schulsystem. Soweit mochte Kai Maaz nicht gehen, für einen solch grundlegenden Wandel sehe er die Zeit noch nicht reif. Stattdessen empfahl er zu versuchen, im bestehenden System Fortschritte zu erreichen. Ebenso müsse man sehen, dass man mit einer individuellen Frühförderung im Kindergartenbereich erhebliche Effekte erzielen könne zum Ausgleich der Benachteiligung in Folge der sozialen Herkunft.Foto: bb