Derzeit lohnt sich ein Besuch noch mehr, weil neben der Dauerausstellung ein weiterer historischer Aspekt zumindest ansatzweise beleuchtet wird. Denn die Leineweberei gilt als möglicher Vorläufer des späteren Stuhlbaus in Heimarbeit, aus dem sich allmählich die industrielle Produktion entwickelte.
In alten Steuerlisten häuft sich die Berufsbezeichnung Leineweber in den hiesigen Dörfern. Das war oft ein bescheidener Nebenerwerb zur Landwirtschaft. Doch mit der Erfindung des mechanischen Webstuhls und dem Import billig produzierter Stoffe zunächst aus England versiegte die Einnahmequelle. In manchen Familien wurden Stühle gebaut; einige spezialisierten sich und gründeten kleine Tischlereibetriebe. Um die Absatzmöglichkeiten zu verbessern wurden Genossenschaften gegründet. Aus ihnen oder neben ihnen wuchsen die ersten Fabriken.
Das Stuhlmuseum erinnert mit zahlreichen Exponaten an die Deister-Stuhlindustrie. Werkzeuge und Originalmaschinen befinden sich in einem Zustand, als seien deren Bediener gerade nur zur Frühstückspause gegangen. Der Verein pflegt Tradition und Handwerk. Regelmäßig werden alte Sitzgelegenheiten aufgearbeitet. Interessierte können nach Absprache die Fertigkeiten erlernen. Mit der Sonderschau aber setzt Christa Fiebig aus Bad Münder einen Akzent. Sie stellt die mehr als 8000 Jahre alte Geschichte der Weberei vor – von primitiven Hilfsmitteln bis zu eigenen kunsthandwerklich erstellten Textilien. Und sie beleuchtet den volkskundlichen Aspekt der Weberei in Märchen und Volksliedern. Kritisch befasst sich Fiebig mit aktuellen Entwicklungen bis hin zu den Folgen gentechnisch veränderten Baumwollanbaus. Sie weiß eine Menge zu erzählen.
Das können Besucher noch bis zum 1. Juli an jedem Sonntag von 14 bis 18 Uhr erleben. Das Stuhlmuseum selbst aber ist nur an jedem ersten und dritten Sonntag zur gleichen Zeit geöffnet. Dann kann auch gemütlich eingekehrt werden. Denn dem Museumsbereich im ehemaligen Fabrikgebäude von Wente & Söhne, Fritz-Hahne-Straße 6, ist eine gemütliche Cafeteria mit hausgebackenem Kuchen angegliedert.
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