Zu der Auftaktveranstaltung lud die Alte Polizei den Anwalt und Autor des Buches „Kein schönes Land in dieser Zeit. Das Märchen von der gescheiterten Integration” Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler ein, um über das Buch und die Integration in Deutschland zu diskutieren. An der Diskussion beteiligt war die Dezernentin Ursula Müller-Krahtz, die Grüße vom Landrat Jörg Farr ausrichtete und aus ihrer persönlichen Erfahrung berichtete, dass das Motto „Herzlich Willkommen” oft schwer umzusetzen ist, bei den Massen an Bürokratie, die im Vorfeld zu bewältigen sind. Auch der Gast aus Berlin hat seine eigenen Erfahrungen mit der Integration gemacht, sei es in seiner Kindheit oder später als Anwalt. „Als türkischer Junge hat man es als Klassenbester auf dem Land nicht leicht. Doch wenn die anderen Jungs mich schlagen wollten mussten sie Zeit mitbringen. Ich bin immer wieder aufgestanden”. Die Familie des heutigen Anwalts, in der die Kinder untereinander Deutsch, die Eltern Türkisch, die Mutter und die Großmutter Bosnisch und der Vater und die andere Großmutter Arabisch miteinander gesprochen haben, hatte neben bürokratischen auch gesellschaftliche Stolpersteine zu überwinden. Die Integration hätte zwar viele Probleme und Schwierigkeiten, die auch heute noch nicht beseitigt sind, ist aber definitiv nicht gescheitert, wenn man sich die Entwicklung der letzten 30 Jahre ansieht. „Die Situation ist keine Katastrophe. Ich bin da sehr optimistisch”, nimmt der Autor Stellung. Nach einer lebhaften Diskussion zieht Mehmet Gürcan Daimagüler ein Zwischenfazit: „Wir sind auf einem guten Weg”. In der zweiten Runde wird im Kreis der Diskutierenden ein weiterer Stuhl eingereiht. Jeder der Versammelten bekommt nun die Möglichkeit seine Meinung zu sagen, indem er einen der Redner ablöst und selbst zu Wort kommt. Nach wenigen Minuten hat sich die Sitzordnung in der Mitte bis auf den Gast und die Dezernentin komplett geändert. Als von einem Zuschauer die Frage aufkommt was schon gut gelungen ist und was noch problematisch ist im Rahmen der Integration, antwortet der Autor, dass Sprache und Bildung bei Kindern mit Migrationshintergrund schon auf einem guten Weg sind, während die Anfeindungen, weil jemand anders ist, noch eins der größten Probleme darstellt. Mehrere Kulturen seien viel interessanter, so der Autor, weswegen es wichtig ist, die Vielfalt zu fördern. Über die Frage, wie Mehmet Gürcan Daimagüler Integration definieren würde, muss der Anwalt nicht lange nachdenken: „Für mich ist Integration, wenn man nicht mehr darüber redet”.
In den kommenden Wochen finden zahlreiche Veranstaltungen, wie „Goethe und 1001 Nacht” - Märchen in der Moschee, das Internationale Familienfrühstück, das Amateur-Kabarett „Die Mischlinge – best of 20 Jahre”, Miteinander der Religionen im Haus der Weltreligionen und die Ausstellung der Exponate des Schaumburger Fotowettbewerbs „Herzlich willkommen – wer immer Du bist”, statt. Ein besonderes Highlight ist sicherlich am Freitag, den 28. September ab 18 Uhr in der Alten Polizei mit der Veranstaltung „Kulturen und Glaubensrichtungen” geplant. Der Schaumburger Mosaik Multikultereller Verein e.V. wirkt seit der Gründung vor drei Jahren bei den Interkulturellen Wochen mit. Anlass der Veranstaltung ist, dass sich die meisten Menschen in anderen Kulturen und Religionen nicht auskennen. Kenntnisse und das Verständnis für die Mitmenschen soll am 28. September vertieft werden für ein besseres Miteinander. In Kurzreferaten der Religionen und Kulturen, die jeweils etwa eine Viertestunde dauern, sollen Grundkenntnisse der unterschiedlichen Glaubensrichtungen geschaffen werden. Nach einem Grußwort des Vorsitzenden Ahmet Cetindere nimmt Hülya Songün die Moderation des Programms auf. Vorgestellt wird der christliche Glauben, der Islam, die Kurdische Kultur und Folklore und verschiedene mexikanische Trachten, die von jungen Leuten schwungvoll präsentiert werden. Der Leiter des Hauses der Religionen Rinteln, Dr. Peter Neumann, schließt die Vorträge mit einer Zusammenführung der Religionen ab. „Vorurteile und Unkenntnis soll bereinigt werden, während Toleranz und Verständnis geschaffen wird”, so der stellvertretende Vorsitzende des Vereins Richard Wilmers, der in einem Schlusswort eine kleine Zusammenfassung des Abends und der vorgestellten Religionen halten wird. Nach den Vorträgen gibt es selbstverständlich noch die Möglichkeit sich auszutauschen und mit anderen Interessierten ins Gespräch zu kommen. Neben den Vorträgen gibt es einen Stand von „Amnesty-International” und eine Kinderbetreuung mit einem Schminkstand. Ziel ist es, dass Zusammenleben der Menschen in Schaumburg zu verbessern.