„Stephan Weil und mir ist aufgefallen, dass es sich hier um ein gut aufgestelltes, leistungsfähiges Unternehmen mit hervorragend ausgebildeten Fachkräften handelt”, sagte Lies im anschließenden Pressegespräch. Die Personalkosten sollen für die Fertigung der Beschläge für Massenprodukte bei nur vier Prozent liegen, bei den Premiumprodukten mit einem hohen Elektronikanteil bei zwölf Prozent. „Dies ist ein profitabler Standort, die können hier so etwas wirtschaftlich hervorragend fertigen”, ist Lies überzeugt.
Als einen „schäbigen Umgang” mit den Beschäftigten bezeichnete Lies die Bekanntgabe vom Abbau der 200 Arbeitsplätze eine knappe Stunde vor Beginn der Betriebsversammlung. So gehe man in Deutschland nicht miteinander um. Zum anderen müssten dem Betriebsrat sofort klare Zahlen und Fakten vorgelegt werden. Erfreut zeigten sich die Sozialdemokraten über die geschlossene Position der im Niedersächsischen Landtag vertretenen Fraktionen.
Es gehe nun auch um die Verlässlichkeit des Unternehmens. 2006 seien Vereinbarungen getroffen worden.
Zwölf Millionen Euro sollten am Standort investiert werden, „das ist nicht passiert”. Die Kollegen seien bereit gewesen, auf Lohnanteile zu verzichten. Das Unternehmen habe seinen Teil der Abmachung nicht gehalten. Lies und Becker betonten im Pressegespräch, „dass die Produktion ein wichtiger Bestandteil für die Sicherung des Standortes” ist. Es gehe, so Becker, um mehr als die Verantwortung für einen Standort, sondern auch um die Wertschöpfung vor Ort. Die „strategische Entscheidung” des Unternehmens habe nicht nur Auswirkungen auf die 200 Beschäftigten, sondern auch für die Zulieferer, Ingenieurbüros und allen, die von hoher Kaufkraft profitierten, vom Handwerk bis hin zum Einzelhandel. Becker vermisst die Reaktionen der Landesregierung auf den strukturellen Wandel („diese Region ist allein gelassen und geschwächt worden”).
Olaf Lies will nicht länger die „Wirtschaft der Wirtschaft überlassen”, sondern für politische Rahmenbedingungen sorgen. „Eine handlungsfähige Wirtschaftspolitik bedeutet für einen Niedersächsischen Wirtschaftsminister, dass er sich kümmert, den Dialog mit VW sucht und alles unternimmt, um Beschäftigung zu sichern.”
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