Ausgrenzung und Ausschluss müssen ein Ende haben, Menschen mit Behinderung Teil der Gesellschaft sein. Dazu will auch die Wanderausstellung des SoVD und VDK beitragen, die in dieser Woche in der Schule am Schlosspark eröffnet worden ist und noch bis zum 14. Januar von 10 bis 16 Uhr von allen Interessierten frei besucht werden kann.
Nicht nur auf der Bildungsebene ist die Inklusion beschlossene Sache, umdenken ist auf allen gesellschaftlichen Ebenen gefragt. Unter dem Titel „Ohne Angst verschieden sein...” wird anhand von Informationstafeln die Geschichte des Umgangs mit behinderten Menschen bis zur heutigen Integration und Inklusion nachgezeichnet.
Galt eine Behinderung in der Antike noch als „Laune der Götter”, wurde sie im Mittelalter als Strafe oder Teufelswerk angesehen, erst in der frühen Neuzeit wurden erste „Narrenhäuser” zur „Unterbringung” geschaffen. Im 19. Jahrhundert kam ein therapeutischer Aspekt hinzu, ein vorsichtiger Wandel in der Wahrnehmung trat jedoch erst ein, als viele zuvor „gesunde” Menschen versehrt aus dem Krieg zurückkehrten. Inhaltliche Schwerpunkte legt die Ausstellung auf die Verfolgung und gezielte Ermordung behinderter Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus, aber auch auf die gesellschaftliche Teilhabe heute. Betroffene Menschen und Angehörige kommen selbst zu Wort und vermitteln ein authentisches Bild dessen, welche Probleme sich im Alltag auftun und wie schmerzhaft es viele empfinden, „nicht normal” zu sein oder wie lästig es ist, von Fremden angestarrt zu werden.
Die kleinwüchsige Anke berichtet, wie schwer es fällt, ohne Hilfe in einen Zug einzusteigen, die elfjährige Valentina fragt sich „Wieso ich?”, andere haben sich arrangiert. Der Perspektivwechsel erlaubt es dem Besucher, in die Gedankenwelt Betroffener vorzudringen. „Inklusion ist ein Menschenrecht”, verkündet SoVD-Mitglied Werner Vehling, „eine Schärfung des Bewusstseins ist unbedingt nötig und gibt uns Gelegenheit über unsere Wertvorstellungen nachzudenken”.
„Die Ausstellung will neue Impulse setzen, für die Inklusion werben”, so Schulleiterin Rotraud Becker. „Sie ist ein logischer Schritt auf unserem Weg.” Tatsächlich ist es „kein Zufall”, dass die Ausstellung in der SaS gezeigt wird, wie die zuständige Kreisdezernentin und Kreisrätin Katharina Augath bestätigt.
Die Schule hätte sich seit Jahren besonders für den Umgang mit behinderten Menschen eingesetzt und sich weit mehr als üblich engagiert. Das zeige sich nicht zuletzt darin, dass es im siebten Jahrgang zwei Integrationsklassen statt nur einer gebe.
Der Umgang mit dem Thema Behinderung ist hier Teil des Alltags und spiegelt sich direkt in den verschiedenen Beiträgen der Schüler wieder, die sie als Programm der Eröffnungsfeier erarbeitet haben.
Ein Wermutstropfen trübt dennoch die umfangreiche Ausstellung, und den benannte Michael Eggelmann, der als Leiter der PLSW-Tagesbildungsstätte „Schule Am Bürgerwald” mit einigen seiner Zöglinge zu Gast war: „Es ist schade, aber die Sprache auf den Tafeln ist für Menschen mit Behinderung nicht immer geeignet. Sie können das nicht verstehen. Wenn wir über Inklusion reden, müssen wir da anfangen.” Als Übersicht für Regelschüler sei die Ausstellung jedoch geeignet. Der 16-jährigen Jennifer hat es mit etwas Unterstützung dennoch gefallen, sie fand es „gut”.
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