Seit 2006 waren die Neonazis jährlich im Rahmen ihres sogenannten „Trauermarsches” über die Bad Nenndorfer Bahnhofstraße gezogen und hatten ihre Hauptkundgebung vor dem Eingang des Wincklerbades abgehalten. Dies blieb ihnen in diesem Jahr verwehrt, weil Gegendemonstranten mit verschiedenen Blockade-Aktionen eine rechtzeitige Räumung des Platzes verhinderten.
Rund 290 Rechtsextreme waren in die Kurstadt gereist. Vom Bahnhof marschierten sie über die Bornstraße in Richtung Wincklerbad. Eigentlich sollte gegen 16 Uhr ihre Kundgebung vor dem ehemaligen Internierungslager beginnen. Der Anmarsch verzögerte sich jedoch erheblich. Gegen 18 Uhr durften sie in die Poststraße vorrücken, mussten hier etwa 30 Meter entfernt von ihrem eigentlichen Zielpunkt stoppen. Auf dem Platz vor dem Wincklerbad auf der Bahnhofstraße waren Polizeibeamte zu diesem Zeitpunkt noch damit beschäftigt, eine Sitzblockade der Gegendemonstranten aufzulösen (nebenstehender Artikel). Vier in einer kleinen Pyramide aneinander-gekettete Aktivisten und weitere mit Bügelschlössern verbundene Demonstranten blieben am längsten am Platz. Die Polizisten beschäftigten sich mit diesen Blockierern zuletzt und mit entsprechender Vorsicht, um Verletzungen zu vermeiden. Die Neonazis warteten derweil weiterhin in der Poststraße, in Hörweite der Protestrufe von Gegendemonstranten und fröhlicher Musik. Sprechchöre wie „Nazis raus” schallten von der anderen Seite des Gebäudes zu ihnen hinüber. Unter diesen Umständen und an der Rückseite des Wincklerbades sei eine Kundgebung nicht akzeptabel, so ein Redner der Rechtsextremen. „Die wollen gar nicht räumen”, lautete sein Vorwurf an die Polizei. Es fiel der Satz vom „Fingerabschneiden” in Richtung der in der Pyramide mit jeweils einem Finger festgeketteten Aktivisten. Das Urteil des Verwaltungsgerichtes spreche der Versammlung eindeutig das Recht zu, ihre Kundgebung auf dem Platz vor dem Wincklerbad abzuhalten. Auf gerichtlichem Wege werde man deshalb einen weiteren Aufmarsch noch in diesem Jahr durchsetzen. Gegen 19.20 Uhr traten die Neonazis den Rückmarsch zum Bahnhof an. Mit nach Angaben der Polizei rund 290 Teilnehmern am sogenannten „Trauermarsch” setzte sich der Trend der vergangenen Jahre zum Rückgang der Zahl der rechtsextremen Kundgebungsteilnehmer fort. 2012 waren etwa 460 Rechtsextreme nach Bad Nenndorf gekommen. Sowohl am Bahnhof als auch am Wincklerbad kam es zu Rangeleien von Rechtsextremen gegen Presse-Fotografen. Anders als in den Vorjahren durften nicht die Neonazis, sondern die Gegendemonstranten über die Bahnhofstraße ziehen (siehe Artikel zur Gegendemonstration). Seit dem Vormittag drückten sie ihren Protest gegen den Aufmarsch der Neonazis aus.Bereits die Anreise der Neonazis wurde durch eine Blockade-Aktion an der S-Bahn am Bahnhof in Bad Nenndorf behindert. Zwei Aktivistinnen hatten sich um die Mittagszeit in einer mit Beton gefüllten Bio-Tonne festgekettet und platzierten sich, eine auf dem Bahnsteig, die andere im Zug. In rund zwei Stunden wurden sie von der Polizei befreit.
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