1986 hatte eine Jugendgruppe aus dem Mindener Raum ein Zeltlager am Ufer der Theiß besucht, nahe der Stadt Tiszakécske. Der Busfahrer des beauftragten Lübbecker Reiseunternehmens kam mit seinem Vermieter ins Gespräch, der zugleich den Vorsitz des dort ansässigen Sportvereins bekleidete und die Idee eines Austausches unter Sportvereinen war geboren. Wieder zurück in Deutschland holte der Fahrer den FC Lübbecke mit ins Boot und bereits wenige Monate später traf die erste Gruppe zum Antrittsbesuch ein - nach umfangreichen Genehmigungsverfahren über die Botschaften beider Länder, da Europa damals noch in Ost und West geteilt war und die Grenze als Berliner Mauer mitten durch Deutschland lief. „Ich war ziemlich beeindruckt von der Geschichte dieser Partnerschaft”, so Bürgermeister Bernd Hellmann, der die ungarischen Gäste im Namen der Stadt begrüßte. Bezug nahm er damit ebenso auf deren Entstehung vor der Maueröffnung wie auf die Tatsache, dass hinter dem Austausch keine Institution stehe. Er werde allein von Menschen am Leben gehalten. Zu ihnen gehört auch Eduard Hunker, heute Geschäftsführer der Stadtwerke Schaumburg-Lippe, Ende der 80er Jahre auf gleichem Posten bei den Stadtwerken Lübbecke. Ihn verbindet durch die seit 24 Jahren bestehende Städtepartnerschaft eine langjährige Freundschaft mit der ungarischen Gruppe, die er über die Kreisgrenzen hinaus pflegt, und sich in seiner Einladung nach Stadthagen widerspiegelt. Neben ein paar wissenswerten Fakten rund um die Stadt und deren historische wie wirtschaftliche Entwicklung durften die Besucher in kleineren Gruppen selbst auf Entdeckungstour gehen. Die Gästeführerinnen Lotti Wagener und Christina Bühre, beide in Lindhorster Tracht, sowie Kollegin Ulrike Hasemann wurden ihnen dabei zur Seite gestellt und zeigten ihnen Sehenswertes. Von „sehr schönen Eindrücken” und „freundlichen Leuten” wusste Bùsnè Csàki Irèn, 55, bereits vor der Führung zu berichten. Sie sei bereits zum 15. Mal in Deutschland und von Anfang an dabei. Die Freundschaft bestehe nicht zwischen den Städten, sondern zwischen den Familien beider Städte. Durch den gegenseitigen Aufenthalt lerne man sich immer noch besser kennen. Nach Bückeburg ist Stadthagen die zweite Schaumburger Stadt, der die Ungarn einen Besuch abstatten. Besonders die schönen, alten Gebäude seien ihr als erstes aufgefallen. „Wirklich wunderbar”, findet sie, auch wenn der Bürgermeister erwähnt hat, dass die Stadt eigentlich noch gar nicht so alt ist, wie sie aussieht. Auch der Wochenmarkt mitten in der Stadt hat ihr Interesse geweckt. In Ungarn sei das nicht üblich, dort gebe es einen eigenständigen Marktplatz. So wie in Stadthagen gefällt es ihr jedoch besser, alles „schöner und gemütlicher”. Das Wichtigste ist ihr wie allen Teilnehmern jedoch das Wiedersehen mit Freunden und Bekannten. „Da kommen die Tränen ins Auge”, so Dolmetscherin Tubaknè Loovas Èva, 53. „Ich freue mich, dass heute zwar noch Grenzen da sind, sie im vereinten Europa aber nicht mehr so gelebt werden wie früher”, so Hellmann. Foto: nb