„Wir fangen einfach mal von vorne an”, sagte Kändler und führte das Publikum in die Geschichte von Pierre de Mon ein. Der Postzulieferer Werner Sonnenbein braucht eine Urlaubsvertretung. Seinem Vertreter Pierre de Mon, der als Diplompädagoge nur noch Knäckebrot im Kühlschrank hat und deswegen auf einen Aushilfsjob angewiesen ist, hat er eine klare Route aufgemalt. Besonders warnt er ihn vor Missis Jö. Ihr solle er die Post als letztes bringen und er solle auch bei ihr klingen, wenn er keine Post hätte. Durch die Hände von Kienhorst erklang zwischen den Passagen ein Cellospiel, wie es nicht besser zur Lesung hätte passen können. Fast wie Filmmusik lässt die Cellistin den Weg von Pierre de Mon zur Besenstraße 13, dem Haus von Missis Jö, erklingen. Verstärkt wurden die Bilder noch von der Leserin, die das Talent hat, das Gesprochene vor dem inneren Auge des Zuhörers erscheinen zu lassen. Der Autor ließ es sich nicht nehmen, die spannende erste Begegnung von Pierre de Mon und Missis Jö im Dialog mit Dudel gemeinsam zu lesen. Und so begegnet das Publikum schließlich einer Frau mit Topflappen in Form von Krokodilen, die sie als zusätzliche Schwierigkeit beim Puzzlespiel anzieht. Als Pierre de Mon wenig später in der Wohnung den Sohn der Missis Jö kennenlernt, einen bekennenden Nudisten, wird ihm auch klar, warum es mit seiner letzten Freundin nicht geklappt hat.
Angefangen hatte Kändler mit dem Roman als Jugendwerk im Alter von 25 Jahren. Jahre später hatte er das Manuskript verlegt und verloren, sodass er im vergangenen März erneut mit dem Schreiben anfing. Die Figuren hätte er alle noch vor Augen gehabt. So hat es auch nur bis August gedauert, bis der Roman erschien. „Das Buch hat eine eigene Geschwindigkeit entwickelt”, so Kändler.
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