Als die frühere ABM-Stelle unter der Trägerschaft des Vereins „Frauenzentrum Stadthagen” 1988 gegründet wurde, sollten die Verantwortlichen den Nachweis erbringen, dass eine Beratungs- und Anlaufstelle zum Problemfeld des sexuellen Missbrauchs überhaupt gebraucht würde. „Vor 25 Jahren war das revolutionär”, so Ingetraud Wehking, Diplom-Pädagogin und Beziehungsdynamische Kinder- und Jugendtherapeutin, und weiter „damals herrschte hier die Meinung, Gewalt und sexuelle Übergriffe auf Mädchen und Frauen gibt es vielleicht in Städten wie Hamburg, aber doch nicht hier, in Schaumburg”. Dass dem keinesfalls so ist, belegt die Fallstatistik des vergangenen Jahres, denn zu den Fällen sexualisierter Gewalt kommen noch einmal 207 Fälle, in denen Frauen von ihrem Beziehungspartner Gewalt erfahren haben. Waren es anfangs vorrangig Pädagogen, die sich beraten ließen, oder die Kooperation mit dem Jugendamt, sind es nun die Betroffenen selbst, die Kontakt aufnehmen. Das gesellschaftliche Verständnis hat sich geändert, obgleich es vereinzelt noch immer Vorbehalte und Ablehnung gibt, hat das Anliegen von „BASTA” die große Mehrheit der Mädchen und Frauen erreicht. 614-mal haben die Mitarbeiterinnen das im vergangenen Jahr in persönlichen Beratungsgespräche getan, 267-mal in Beratungen am Telefon, ohne dabei irgendeine Richtung vorzugeben. Die gesamte Zahl der Anfragen und Kontakte insgesamt liegt mit 1201 noch wesentlich höher, Hilfe bei Essstörungen oder Trennungen sind ebenso Teil des Angebots wie die Vermittlung eines geeigneten Therapieplatzes. Einige Frauen ließen sich laut Wehking auf über Jahre von „BASTA” begleiten, sogar die Anzahl ganz junger hilfesuchender Mädchen steige. Neben der allgemeinen Sensibilisierung der Gesellschaft auch ein Verdienst der Informations- und Präventionsarbeit, die „BASTA” regelmäßig in Schulen betreibt. Mittlerweile ist das Zentrum überregional bekannt und bundesweit bestens vernetzt. Das feste Mitarbeiterinnen-Team ist mit Wehking, Birgit Baron, Familien- und Traumatherapeutin, Diplom-Pädagogin Ursula Mahlo und Neuzugang Katarina Herz-Melching, Diplom-Sozialpädagogin und Systemische Beraterin, heute zu Viert und wird von Assistentin Kirsten Lusga und Vereins-Vorstandsfrau Ira Morgan unterstützt. Aus Sicht der Mitarbeiterinnen reicht das jedoch lange nicht, denn bei stetig steigenden Beratungszahlen wird die Beratungszeit immer knapper. Für die Zukunft wünscht sich das Team eine verlässliche, solide Finanzierung. Mehr Personalstunden würden die Wartezeit bis zu einem Beratungstermin in weniger akuten Fällen verkürzen. Weiterhin fehle es an Therapieplätzen für jugendliche und erwachsene Frauen und einer vergleichbaren Beratungsstelle für Jungen. „Denn auch die sind betroffen und haben Probleme”, weiß Wehking. 25 Jahre Arbeit von und für Frauen feiert „BASTA” in dieser Woche mit einer Jubiläumsfeier für geladene Gäste. Außerdem wird es für Schüler ein Theaterstück geben, dass sich mit den Gefahren beschäftigt, die durch die zu leichtfertige Nutzung des Internets und sozialer Netzwerke entstehen. Thematisiert werden Cybermobbing, sexuelle Übergriffe im Internet, Nacktfotos und ihre mögliche Folgen. „Click it II” der Kölner „Zartbitter”-Beratungsstelle wird am 14. November in der Schule am Schlosspark und am 15. Februar in Bad Nenndorf aufgeführt. Wer die Arbeit der Beratungsstelle unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende an das Konto bei der Sparkasse Schaumburg, Kontonummer 470134248,
BLZ 25551480.Foto: nb