„Uns ist es wichtig, das Problembewusstsein zu schärfen sowie Informationen und Sichtweisen zu geben”, sagte Hellmann. Denn bereits heute seien 37 Prozent der Hausärzte und 21 Prozent der Fachärzte in Schaumburg älter als 60 Jahre, zitierte er eine Untersuchung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Hinzu kommt die drohende medizinische Versorgungslücke durch die für 2016 geplante Schließung des Kreiskrankenhauses.
Begleitet wird das angepeilte Projekt von Walter Vogelsang aus München, der jahrzehntelange Erfahrung mit der Entwicklung von Ärztehäusern und Gesundheitszentren aufweist. „Stadthagen braucht unbedingt einen Ort, wo Ärzte zusammenhängend Leistung anbieten können”, sagte der selbstständige Projektentwickler, der sich derzeit im Austausch mit den verschiedensten Akteuren befindet – alles in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung, aber nicht in deren Auftrag. Neben Ärzten sollen auch weitere Gesundheitseinrichtungen wie Ergotherapie, Physikalische Therapie, Logopädie, Ernährungsberatung sowie Wellness- und Fitnessangebote in dem geplanten Facharztzentrum unterkommen. Vogelsang zufolge haben bisher rund 20 Ärzte und medizinische Leistungserbringer konkretes Interesse signalisiert, mitmachen zu wollen. Das Konzept würde für die Ärzteschaft das Risiko einer Niederlassung verringern und gleichzeitig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem für Ärztinnen erhöhen, so der Projektentwickler. Angestrebt sei zudem die Schaffung einer „Notfallpraxis”. Damit würden aktuell mindestens 7300 Quadratmeter Nutzfläche benötigt. Zwei Investoren, die das Vorhaben sofort finanzieren würden, hat Vogelsang nach eigenen Angaben auch schon „in der Hinterhand”. Bis Juni 2014 soll die verbindliche Akquise von Ärzten und medizinischen Leistungserbringern sowie Investoren abgeschlossen sein. Die Inbetriebnahme ist nach Möglichkeit bereits ein halbes Jahr vor dem Weggang des Kreiskrankenhauses angepeilt.
Für die Einrichtung des Ambulanten Facharztzentrums in der Innenstadt kämen laut Hellmann vier potenzielle Standorte infrage: das ehemalige Postgelände in der Bahnhofstraße, der Bereich südlich der Marktpassage, das Grundstück an der Ecke Lauenhäger Straße/Vornhäger Straße sowie Teile der derzeitigen Krankenhaus-Fläche.
Im Gespräch sei die Stadt auch mit der Krankenhausprojektgesellschaft des geplanten Gesamtklinikums Schaumburg in Vehlen, wie Hellmann mitteilte. Ein Praxisnetzwerk soll eine optimierte „Patientenversorgung im Paket” gewährleisten. Zudem wäre es denkbar, die medizinische Versorgung mit touristischen Angeboten zu verknüpfen. Als Beispiel nannte Vogelsang die „Feriendialyse”, um auch etwa Dialysepatienten als Urlauber für die Kreisstadt gewinnen zu können.
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