Vorsitzender Ferdinand Exler musste nicht lange überlegen, wen er damit beauftragen könnte. Alfred Schmolke ist Mitbegründer des Heimatvereins und war viele Jahre Betreuer des Versuchsgartens der örtlichen Siedlergemeinschaft. Der 79-Jährige ließ sich nicht lange bitten, steckte Okuliermesser und Mini-Säge ein und besorgte sich zwei Triebe der Apfelbaumsorte „Ontario”.
Keilförmige Schnitte in Rinde und Holz des verbliebenen Stammes sowie in die beiden neuen Zweige, diese sorgfältig eingepasst und dann mit einer Paste fest ummantelt: Mit sicherer Hand erledigte der Fachmann seine Arbeit und ergänzte sie durch einen bogenförmig angebrachten Ast hoch über der Pfropfstelle. Diese Halterung ist für Vögel bestimmt, die sich anderenfalls auf den neuen Trieben niederlassen und diese beschädigen könnten.
Für den benachbarten Baum, der ebenfalls beschädigt wurde, sei dieser Aufwand nicht möglich, befand Schmolke: „‘Kaiser Wilhelm‘ hat noch Augen”, zeigte er auf knospenartige Verdickungen, die auf eine Vervollkommnung der Krone hoffen lassen. Für ihn ist übrigens klar: „Das muss ein kräftiger Mann gewesen sein.” Von der Höhe, in der die zerstörerische Schere angesetzt worden sei, und vom erforderlichen Kraftaufwand käme eine schmächtige Person nicht infrage, demonstrierte er mit eigenem Gerät.
„Unsere ausgesetzte Belohnung ist noch nicht abgerufen worden”, bedauerte Exler, der die Hoffnung auf die Ergreifung des Täters nicht aufgeben will. Der Frevel werde im Ort unverändert heftig diskutiert, weiß der Vorsitzende um das anhaltende Interesse an dem nächtlichen Ereignis. Die Folgen sind auch weiterhin nicht zu übersehen: „Drei Jahre”, glaubt Schmolke, „dauert es, bis die Krone des Ontario wieder so aussieht wie zuvor”. Vorausgesetzt, die Triebe wachsen gut an. Foto: al