„Die Ordination ist vielleicht ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für Theologen”, sagte eingangs Pastor Hartmut Spier. Sie kennzeichne den Abschluss einer langen Ausbildung mit inneren und äußeren Kämpfen. Dabei sei sie ein abgelegtes Versprechen, das einen das ganze Leben begleiten werde, so Spier.
Im Anschluss hielt Landesbischof Manzke eine eindrucksvolle Predigt über die Leidenschaft zu leben, das Geheimnis des Lebens. Er mahnte die „Gefahr”, kleinkariert zu werden, wenn nicht alles genauso läuft, wie wir es uns gedacht haben. Als Beispiel nannte er eine selbst beobachtete Nervosität der Menschen bei drei Minuten Bahnverspätung. „In Afrika ist man froh, wenn der Zug noch am selben Tag fährt”, so der Landesbischof, der danach die Ordinationshandlung leitete. Mit dieser nehme der „ungewöhnliche Weg” der in Vietnam geborenen Nguyen-Fürst kein Ende, sondern erhalte dadurch eine Markierung, ein besonderes Gewicht. Ihre Urgroßeltern zählten in der Heimat zu den ersten evangelischen Christen. Nguyen-Fürst habe das Christentum sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen, erzählte Manzke. Erst mit „zarten” 40 Jahren nahm die ausgebildete Sinologin und Dolmetscherin ihr Theologie-Studium in Hermannsburg auf – „das ist spät, aber eine heftige Berufung.”
Nachdem die neue Pastorin ihr Versprechen abgelegt und die Ordinationsurkunde entgegen genommen hatte, übernahm sie sogleich das Fürbitten und die Segensvergabe. Nguyen-Fürst ist bereits seit Dezember schwerpunktmäßig mit jeweils einer halben Pfarrstelle in der Frauenarbeit der Landeskirche Schaumburg-Lippe tätig und arbeitet in der St. Martini-Gemeinde mit.
Sie selbst hatte zuvor mitgeteilt, dass sie sich auf die Zusammenarbeit mit den bestehenden Frauengruppen freue, aber ebenso die Gründung neuer Gruppen unterstützen möchte. Ihr Wunsch: ein Netzwerk von Frauen für Frauen, das in alltäglichen Aufgaben Rückhalt gibt und ihr Selbstbewusstsein stärkt. Foto: jl