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Müll von Einwegverpackungen gibt es an vielen Stellen der Stadt. Der Rat entschied jetzt, dass Rinteln trotzdem vorerst keine Verpackungssteuer bekommt.  (Foto: ste)

Man sollte nicht mit Gänsen über Weihnachten sprechen

Sollte die Stadt Rinteln eine Verpackungssteuer erhalten? Diese Frage stellte sich der Rat der Stadt auf seiner – vermeindlich – letzten Jahressitzung und mehrheitlich folgten die Ratsmitglieder der Auffassung der Verwaltung, dass die Steuer vorerst nicht eingeführt werden soll. Stattdessen setzt man in Rinteln auf Freiwilligkeit und Aufklärung. 2028 will man die Ergebnisse dieser Maßnahmen evaluierung und möglicherweise neu entscheiden. Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser (RI) wollte stattdessen an der Steuer festhalten und kritisierte die Vorgehensweise der Verwaltung, die sich unter anderem auch mit Gastronomen über eine solche Steuer austauschte: „Das ist, als wenn man mit Gänsen über Weihnachten spricht“, so Neuhäuser. Die Verpackungssteuer solle eine Lenkungswirkung auf das Verhalten der Menschen entfalten und dort, wo eine solche Steuer eingeführt worden sei, habe es Erfolge gegeben und somit weniger Verpackungsmüll. Neuhäuser stellte auch die Pläne der Verwaltung aus dem möglichen Maßnahmenpaket der Haushaltssicherung der Steuer gegenüber. Er empfand es als ungerecht, dass man über eine sogenannte „Bettensteuer“ für Hotelübernachtungen nachdenke, anstatt das wesentlich sozialschädlichere Wegwerfen von Einwegverpackungen durch eine Steuer zu bestrafen. Unterstützt wurde Neuhäuser durch Markus Schwenk von der WGS. Er sah die Steuer als alternativlos an: „Jeder weiß, dass Müll aus dem Fenster werfen verboten ist, viele machen es trotzdem!“ Astrid Teigeler-Tegtmeier (SPD) war das anderer Meinung und verteidigte die Vorgehensweise der Verwaltung: „Von Gastronomen ein Stimmungsbild einzufangen heißt ja nicht, dass wir nicht tätig werden!“ Auch Veit Rauch (CDU) sah die Steuer als „...grundverkehrt“ an. „Die Bürger sind schon genug finanziell belastet und haben jetzt schon die Wahl zwischen Einweg- und Mehrwegverpackungen!“ Mehrheitlich stimmte der Rat für die Auffassung der Verwaltung und Rinteln wird vorerst keine Verpackungssteuer bekommen.
Müllbehälter könnten künftig weniger frequentiert werden, wenn mehr Menschen auch im Schnellrestaurant auf Mehrweggeschirr ausweichen.  (Foto: ste)

1,50 Euro mehr pro Menü für Einweggeschirr

In Tübingen ist der ehemals Grüne und seit 2023 parteilose Boris Palmer seit 2007 Oberbürgermeister. Immer wieder machte er medienwirksam auf sich aufmerksam und erließ im Januar 2022 eine Verpackungssteuer auf „...Einwegverpackungen, -geschirr und -besteck für Speisen und Getränke, die für den unmittelbaren Verzehr an Ort und Stelle oder als mitnehmbares take-away-Gericht oder -Getränk verkauft werden” (Quelle: Pressemitteilung Bundesverwaltungsgericht). Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte im Mai 2023 im Grundsatz diese Steuer, gegen die die Inhaberin eines Schnellrestaurants geklagt hatte. Es sei eine „...örtliche Verbrauchssteuer”, die im Artikel 105 Abs. 2a des Grundgesetzes geregelt sei. Gegen das Urteil hatte McDonald's Verfassungsbeschwerde eingelegt. Das Bundesverfassungsgericht fällte am 22. Januar diesen Jahres ein Urteil und das billigt die Verpackungssteuer aus Tübingen. Die Signalwirkung des Urteils ließ nicht lange auf sich warten. Mit Mail vom 23. Januar beantragte SPD-Fraktionssprecherin Astrid Teigeler-Tegtmeier auch für Rinteln die Einführung einer solchen Steuer. Je Verpackung wie Coffee-to-go-Becher, Pizzakartons oder Plastikteller werden in Tübingen 50 Cent, für Besteck 20 Cent in Rechnung gestellt. Allerdings gibt es eine Deckelung auf 1,50 Euro pro Menü. Bereits im Juni 2023 hatte sich Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser mit einem gleichlautenden Antrag an die Stadtverwaltung gewandt und sie aufgefordert, bis zum Jahresende eine entsprechende Steuersatzung zu erstellen. Dieser Antrag wurde allerdinigs zurückgestellt bis zur endgültigen rechtlichen Klärung. Der Antrag von Teigeler-Tegtmeier könnte also auf eine breite Mehrheit stoßen, denn, so die SPD-Frontfrau: „Auch in der Stadt Rinteln ist das 'wilde Müllaufkommen' von Verpackungsmüll an vielen Stellen der Stadt sichtbar. Weiterhin ist umweltfreundliches Handeln durch die Verwendung von Mehrwegbehältern sicherlich im Sinne der Nachhaltigkeit!” In der nächsten Ratssitzung am 6. Februar (ab 18 Uhr öffentlich im Rathaus, Klosterstraße 20) wird darüber beraten. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung: „Beratung im Ausschuss für Wirtschaft und Finanzen!“
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