„Worüber habt Ihr Euch zuletzt so richtig gefreut?“, fragte ich die Gottesdienstbesucher letzten Sonntag. Die Antworten waren ganz verschieden: die Rentenerhöhung, die Blumen in meinem Garten, die aus dem Ausland zurückgekehrte Enkelin, die frisch geräucherte Forelle als unerwartetes Geschenk.
Von Freude oder auch Vorfreude ist oft die Rede: „Wir freuen uns auf sie“ lese ich in der Veranstaltungsankündigung. Wirkliche Freude kommt dann auf, wenn auch wirklich viele gekommen sind. Was ist Freude? Irgendetwas zwischen Spaß und Glück. Es braucht etwas Konkretes, was mir Freude bereitet, woran sie sich entzündet.
Der Politiker freut sich, wenn er das Geld für den nächsten Haushalt findet oder wenn er wiedergewählt wird. Und wir Christinnen und Christen? In der Bibel hießt es: „Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke!“ heißt es bei Nehemia (8,10).
Oder in Psalm 73: „Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte, und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN“. Zu Gott kommen, vielleicht in äußerlich eher freudloser Situation und so dennoch eine Kraft zum Leben finden, die Glaube, Hoffnung und Liebe in uns weckt.
Beim Propheten Jesaja wird ein Triumphzug beschrieben, da klatschen vor Freude dann sogar die Bäume in die Hände und Berge und Hügel stimmen ein in den Jubel. Poetisch überschwängliche Bilder – aber so war es doch, als 1989 die Mauer fiel oder als 2014 die Fußballweltmeister in Berlin gefeiert wurden.
Jesaja verkündet eine neue Zeit, eine politische Wende, Frieden. Hungernde sollen satt werden, Traurige Getröstet, Gefangene befreit – überall neuer Mut, neues Leben. Frohe Botschaft. Daran knüpfte Jesus Christus in seinem Wirken an. Darum heißt es ja auch Evangelium: Freudige Nachricht, frohe Botschaft.
Uns ist oft weniger zum Jubeln zumute. Eine Krise jagt die andere. Terror und Krieg, Flucht und Migration, Klimawandel, Zollstreit, Erstarken der Tyrannen weltweit, Gefährdung der Demokratie, schwächelnde Wirtschaft, steigende Arbeitslosigkeit und zugleich Fachkräftemangel, gefährdete Sozialsysteme… eine lange Liste.
Was wir brauchen, ist, Stärkung genau in diesen Zeiten. Kraft in der Krise. Gemäß der Losung vom Kirchentag: Seid mutig, stark, beherzt. Neuerdings nennt man das Resilienz.
Resilienz, bezeichnet die Fähigkeit, Krisen, Rückschläge und schwierige Lebenssituationen zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen. Ängste zu reduzieren und durch innere Stärke und optimistische Haltung neue Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und zu nutzen.
Freude suchen und Freude finden stärkt die Resilienz.
Auch Paul Gerhardt, der das bis heute beliebte Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ schrieb, lebte in schweren Zeiten. Es war der 30jährige Krieg. Doch gerade da findet er Freude… aber er muss sich dazu aufraffen, sich selbst dazu auffordern: Geh aus, mein Herz, mach dich auf den Weg. In der Schönheit der Natur und dem Gottvertrauen darüber hinaus findet er die Freude. Wohl darum bewegt dieses Lied die Menschen bis heute und wird mit Freude gesungen.