Die Freude über den betrieblichen Ausbildungsplatz ist bei dem einen oder anderen Auszubildenden vielleicht zwischenzeitlich durch das Ergebnis von Tests, Klausuren und Prüfungen getrübt. Doch der Unterricht in der Berufsschule ist wesentlicher Bestandteil des Dualen Ausbildungssystems und an der Theorie führt kein Weg vorbei. „Kein Grund zur Panik”, beruhigt Thorsten Tünnermann, der als Teamleiter in der Agentur für Arbeit Hameln für die Berufsberatung verantwortlich ist. „Wir haben mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen eine prima Möglichkeit, Jugendliche und Betriebe zu unterstützen, wenn es in der Berufsschule nicht ganz so rund läuft.” Benjamin Knüppel aus Aerzen (26 Jahre) ist von dem Angebot überzeugt – er hat es mit Erfolg genutzt. Im August 2008 begann er seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei der Firma Rolec Gehäuse-Systeme GmbH in Rinteln. Die Firma bot ihm die Ausbildung an, er hatte bereits seit einigen Jahren als Produktionshelfer dort gearbeitet. Der theoretische Stoff in der Berufsschule fiel ihm nicht leicht, zumal seine Schulzeit schon
lange vorbei war. Die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) wurden zum Rettungsanker: Eine Sozialpädagogin des ESTA-Bildungswerkes gGmbH macht regelmäßig in der Berufsschule auf diese Möglichkeit der Unterstützung aufmerksam. Noch im ersten Ausbildungsjahr begann Benjamin Knüppel beim ESTA-Bildungswerk und lernte mindestens ein Mal pro Woche drei Stunden zusätzlich zu Lehre und Berufsschule. Dieter Gentzel, Dozent beim ESTA-Bildungswerk in Rinteln lobt den ehemaligen Schüler: „Er ist von Anfang an dabei gewesen und hat kontinuierlich und fleißig durchgehalten.” Auch Benjamin Knüppel hat gute Erinnerungen an die Zeit: „Es ging nicht nur um die Noten, sondern auch bei anderen Dingen im privaten Bereich haben mir die Mitarbeiter vom ESTABildungswerk sehr geholfen.” Sein Einsatz hat sich gelohnt. Dieses Jahr hat er seine Prüfung mit „befriedigend” bestanden und sein Ausbildungsbetrieb, die Fa. Rolec Gehäuse-Systeme GmbH in Rinteln, hat ihn übernommen. Die ausbildungsbegleitenden Hilfen helfen Ausbildungsabbrüche zu verhindern und die Ausbildung gut abzuschließen.
Die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter finanzieren diese ganz individuelle Förderung, umgesetzt wird sie durch beauftragte Bildungsträger vor Ort. Für den Betrieb und die Auszubildenden entstehen dabei keine Kosten. An den Standorten Hameln, Holzminden und Springe bietet die FAA Bildungsgesellschaft mbh, Nord insgesamt 178 abHPlätze an, von denen derzeit noch etliche frei sind. In Rinteln und Stadthagen wird der „Förderunterricht”
vom ESTA-Bildungswerk gGmbH durchgeführt. Dabei stehen in Schaumburg insgesamt bis zu 123 Teilnehmerplätze zur Verfügung, die sehr begehrt sind. Thorsten Tünnermann weiß aus Erfahrung: „Je eher sich ein Azubi entschließt, dieses Angebot anzunehmen, desto besser. Wenn jemand gleich zu Beginn der Ausbildung kommt, können gar nicht erst große Lücken entstehen und die Aussichten sind gut, die Ausbildung auch zu bestehen.” Ausbildungsbegleitende Hilfen können bei Bedarf bis zum Ende einer Ausbildung bewilligt werden. Qualifizierte Lehrkräfte und Sozialpädagogen bieten den Auszubildenden je nach Unterstützungsbedarf Nachhilfe im fachtheoretischen und allgemeinbildenden Bereich oder für junge Migranten im Bedarfsfall auch Deutschunterricht. Für den Erfolg der abH sorgt nicht zuletzt die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten, denn neben Arbeitsagentur/Jobcenter und den Ausbildern im Betrieb werden, wenn nötig, auch Berufsschullehrer und Eltern mit ins Boot geholt. Aber auch die entspannte und lockere Lernatmosphäre ist entscheidend, denn viele Jugendliche sind schulmüde. Dieter Gentzel vom ESTA Bildungswerk unterstreicht: „Jeder, der zu uns kommt, wird erfahren, dass Lernen hier Spaß macht!” Und das weiß auch Benjamin Knüppel.
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