Der Gesetzentwurf enthält eine Reihe von Neuregelungen, mit dem Ziel die öffentliche Sicherheit zu stärken. Zum einen geht es um das „Morphing”, mit dem die Passbilder so manipuliert werden, dass er von zwei Personen genutzt werden kann. Aus diesem Grund soll das Passbild nicht mehr wie bisher üblich beim Amt eingereicht werden. Es soll nach Willen des Ministeriums vor Ort unter Aufsicht der Passbehörde aufgenommen und in digitaler Form unmittelbar in den Produktionsprozess eingespeist werden. Aus diesem Grund müssen für die rund 5500 Pass- und Ausweisbehörden insgesamt 11.000 Selbstbedienungsterminals (durchschnittlich sollen es zwei pro Behörde sein) aufgestellt werden. Kosten: 177 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren, heißt es im Entwurf. Im Anschluss kommen jährliche Kosten von circa zwölf Millionen Euro auf die Staatskasse zu. Stimmen Bundestag und Bundesrat zu, könnte das Gesetz bereits im Sommer 2022 in Kraft treten. Der Gesetzesentwurf sorgt für große Aufregung innerhalb der Berufsfotografen. Dr. Sabine Wilp, Abteilungsleiterin Kommunikation der Handwerkskammer Hannover, erläutert, dass das Geschäft mit den Passfotos zwischen 20 und 30 Prozent des Gesamtumsatzes vieler Unternehmen ausmacht. Für so manchen Betrieb würde das neue Gesetz herbe Verluste bedeuten, einigen droht sogar das Aus. Im Landkreis Schaumburg sind noch 39 Fotografen in der Handwerksrolle eingetragen. Doch auch andere Anbieter wie zum Beispiel Drogerien oder Copy-Shops in denen Passfotos gemacht werden können, blicken mit Sorge auf die Pläne der Bundesregierung. Wilp betont, dass es durchaus wichtig sei, rechtssichere Passfotos zu erstellen, doch auch das könne vor Ort geleistet werden. Eine zusätzliche Zertifizierung und die sichere Bildübertragung vom Fotografen direkt an die Ämter seien hier denkbar: „Und dann werden sich die Fotografen dem nicht versperren”, macht Wilp die Bereitschaft der Branche bei der Lösungsfindung mitzuhelfen deutlich. Martin Brockhaus aus Rinteln bringt die Folgen des Gesetzes auf den Punkt: „Ich schließe meinen Laden.” Denn die Passbildfotografie finanziert die Miete seines Fotostudios, fällt diese Einnahmequelle weg, dann will er von Zuhause aus arbeiten. Doch er blickt gelassen in die Zukunft: „Darüber diskutieren die schon seit 15 Jahren.” Und in Deutschland, so ist sich Brockhaus sicher, mahlen die politischen Mühlen langsam. Madeleine Chevalier-Palm betreibt das „Atelier Chevalier” in Stadthagen. Hier macht die Passbild- und Bewerbungsfotografie rund 50 Prozent des Umsatzes aus. Sie ist sich sicher, dass viele kleine Läden schließen werden, sollte das Gesetz kommen. Zudem kämen viele Kunden später wieder, weitere Aufträge folgen, das falle dann weg. „Alle, die 50 Jahre und länger schon Passbilder machen, sind davon betroffen”, so Friedrich Hoppe, Drogerie Hoppe in Lauenau. Auch er rechnet mit Einbußen für sein Unternehmen. Dabei gebe es schon jetzt eine Lösung für das Problem – die Ablage der Fotos in der Cloud. Hier werden die Bilder direkt hochgeladen und die Ämter können sie dort beziehen. Doch dafür, so Hoppe, müssten auch die Gemeinden dem technischen Fortschritt folgen. Foto: AdobeStock