Hartmann ist ehrenamtlicher Luftfahrtarchäologe für die niedersächsische Denkmalpflege. Im Gebiet zwischen Hildesheim und Minden betreut er rund hundert bislang bekannte Absturzstellen deutscher oder alliierter Maschinen. Mehr als 60 davon konnte er bereits lückenlos aufklären. Manchmal aber – wie jetzt der Anruf aus Wendthagen – kommt zur langen Liste ein neuer Eintrag hinzu.
Der frühere Waldarbeiter Alfred Heumann brachte den neuen Stein ins Rollen. Nachdem er über Hartmann und dessen Arbeit in der Zeitung gelesen hatte, griff er zum Telefon. Ob er denn von der Maschine wisse, die kurz vor Kriegsende nördlich des Bückebergkamms eine Schneise in den Wald geschlagen habe und dort verunglückt sei. Als Kind war Heumann mit Gleichaltrigen dort unterwegs, fand Wrackteile und einen Stiefel mit menschlichen Überresten. Letztere hätten die Kinder so schockiert, dass sie weggelaufen seien.
Auch der ebenfalls aus Wendthagen stammende Heinrich Hegerhorst erinnerte sich an die Trümmer im Wald. Jetzt führte er Hartmann an die Absturzstelle. Beide mussten nicht lange suchen: In einem Abschnitt von 50 mal 50 Metern fanden sich Teile: Aluminiumbleche vom Rumpf mit zum Teil noch erkennbarer Tarnfarbe, Plexiglasstücke der Kanzelhaube und sogar ein etwas 45 Zentimeter langes Stück des Rahmens einer Einstiegluke samt Dichtung und Plexiglassplittern. Die Motoren und offenbar auch größere Teile seien von Schrotthändlern nach Hegerhorsts Erinnerungen bereits Anfang der fünfziger Jahre abtransportiert worden.
Hartmann reinigte die Teile gründlich. Doch seine Hoffnung einen Herstellerstempel oder eine Werknummer auf den metallenen Resten zu finden, war vergeblich. Auch die Suche nach weiteren Zeitzeugen sowie Anfragen bei amerikanischen und englischen Militärbehörden gingen ins Leere.
Nur eine Spur fand sich: Beim Luftkampf über Hameln am 3. April 1945 war ein zweisitziges Kampfflugzeug infolge der Witterung verschollen. Die Richtung könnte stimmen, hat Hartmann bereits anhand der Archivakten herausgefunden; und auch die auf einem französischen Soldatenfriedhof beigesetzten beiden Insassen sind bekannt. Doch nach dort sind sie erst später umgebettet worden: Ihr erstes Grab konnte mangels fehlender Dokumente nicht ermittelt werden. Hartmann gibt die Hoffnung nicht auf, vielleicht doch noch einen Zeitzeugen zu finden, der den Absturz beobachtet, von ihm erfahren hat oder von gefallenen Soldaten weiß, die vorübergehend ihre letzte Ruhe auf einem hiesigen Friedhof fanden. Verwertbare Hinweise nimmt er gern unter der Rufnummer (05043) 1596 entgegen oder verabredet sich zu einem Gesprächstermin. Foto: al