In ihrer Einführungsansprache ging Kerstin Gäfgen-Track auch auf die gegenwärtige kirchliche Situation und auf die steigenden Austrittszahlen ein. Sie betonte, dass Kirchenaustritte nicht einfach ein formaler Akt, sondern immer auch eine Anfrage daran seien, wie und was Christ*innen von Gott erzählen und sogar an Gott selbst, seine Existenz und seine Botschaft. Aufgabe von kirchlicher Bildung sei es, den Menschen hier Möglichkeiten zu geben, solche Anfragen an Gott in Worte zu fassen und mit anderen ins Gespräch zu kommen. „Gerade deshalb ist religiöse Bildung in dieser Zeit besonders wichtig”, unterstrich Kerstin Gäfgen-Track. „Die Kunst von Frau Harder wird es sein, gemeinsam mit Vikar*innen nach Worten zu suchen, damit sie Kinder und Jugendliche bilden können.” Christina Harder ist im Religionspädagogischen Institut zuständig für die religionspädagogische Ausbildung der angehenden Pastor*innen und arbeitet deshalb eng mit dem Predigerseminar unter Leitung von Dr. Adelheid Ruck-Schröder zusammen. Alle Vikar*innen unterrichten im Rahmen ihrer praktischen Ausbildung einige Monate an einer Schule ihrer Wahl; dabei werden sie nun von Christina Harder beraten und begleitet. Weil Harder selbst sowohl als Pastorin in verschiedenen Gemeinden in Bremervörde und Weyhe/Syke tätig war als auch als Schulpastorin an der IGS Osterholz-Scharmbeck gearbeitet hat, kennt sie beide Arbeitsfelder: Gemeinde und Schule. Dass Christina Harder vor dem Theologiestudium eine Ausbildung als Diplomverwaltungswirtin absolviert hat und einige Jahre bei der Bundeswehr gearbeitet hat, bereichert ihren eigenen Erfahrungshorizont zusätzlich. Christina Harder ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Nach mehr als sieben Jahren an der Schule freut sie sich auf die neue Herausforderung: „Ich habe Lust darauf, meine Erfahrungen an die Vikar*innen weiterzugeben, aber auch darauf, mich mit ihnen darüber auszutauschen, was für ihre Arbeit wichtig ist”, beschreibt sie ihre Erwartungen. „Bestimmt lerne ich von den Vikar*innen selbst noch viel Neues!” Neben der Begleitung der Vikar*innen ist Harder auch für die Redaktionsleitung des Loccumer Pelikan zuständig, das vierteljährlich erscheinende Fachmagazin des Religionspädagogischen Instituts, in dem jeweils ein aktuelles religionspädagogisches oder theologisches Thema im Zentrum steht. „Ich schreibe gerne”, sagt Harder. „Deshalb passt auch dieser zweite Arbeitsschwerpunkt gut zu mir!” Als Motto ihrer Einführung im RPI Loccum hat Harder einen Vers aus dem Johannesevangelium ausgesucht: „Was ist Wahrheit?” Gerade weil es auf diese Frage keine eindeutige Antwort gebe, präge dieser Satz ihre Arbeit. „Die Wahrheit des Glaubens ist nicht kuschelig. Man kann sie nicht besitzen oder festhalten, sondern sie ereignet sich in Beziehungen”, erklärt sie. „Ich verstehe mich selbst als Grenzgängerin zwischen Philosophie und Theologie – und möchte dieses Grenzgängertum an die Vikar*innen weitergeben: Nur wer immer weiterfragt und sich nicht vorschnell mit Antworten zufrieden gibt, der bleibt der Wahrheit auf der Spur!” Foto: privat