Wie gefährlich sind Schaumburgs Schulwege? | Schaumburger Wochenblatt

30.05.2024 10:46

Wie gefährlich sind Schaumburgs Schulwege?

Gefährlichster Schulweg? (Foto: nd)
Gefährlichster Schulweg? (Foto: nd)
Gefährlichster Schulweg? (Foto: nd)
Gefährlichster Schulweg? (Foto: nd)
Gefährlichster Schulweg? (Foto: nd)

Nach dem tödlichen Verkehrsunfall einer elfjährigen Schülerin an der Landstraße 439 im Auetal Mitte Mai rückt die Sicherheit der Schulwege wieder stärker in den Fokus, mit der Diskussion, wie gefährlich der Weg zur Schule im Landkreis sei. Wie wichtig das Thema der Abschwächung aller Gefahren ist, zeigt sich in der Schnelligkeit der Reaktionen nach dem tödlichen Unfall bei Escher:

Vertreter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr aus Hameln hatten einen Begehungstermin mit dem Ordnungsamt des Landkreises, sowie mit Vertretern der Polizei und der Verkehrsaufsicht des Landkreises Schaumburg anberaumt. Dabei wurde beschlossen, am Teilabschnitt rund um die Bushaltestelle eine Tempo-70-Zone einzurichten. Dort war die Schülerin von einem Auto erfasst worden, nachdem sie unvermittelt hinter dem Schulbus auf die Straße getreten war. Tempo 70 soll schon bald zwischen „Am Bültenbrink“ und „Escher Straße“ gelten, also zwischen den beiden Zufahrtswegen nach Escher.

Situation im Landkreis

Der Schulweg im ländlichen Raum birgt zahlreiche Unfallgefahren für Kinder. Trotz der vermeintlich ruhigen Umgebung stellen insbesondere unzureichend ausgebaute Infrastruktur und mangelnde Aufsicht potenzielle Risiken dar.

Seit Jahren gibt es diverse Initiativen, die sich in ganz Schaumburg gebildet haben, um vor den spezifischen Gefahren vor Ort zu warnen. Einige – darunter potenzielle Gefahrenstellen an Bushaltestellen und durch fehlende Fußgängerwege und -überwege – wurden in den vergangenen Jahren schon verändert.

Im Landkreis gibt es dabei die besondere Situation, dass verhältnismäßig viele Schülerinnen und Schüler vorwiegend bei Besuch der weiterführenden Schulen auf eine Beförderung durch Busse angewiesen sind. Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren laut Angaben des Landkreises dabei leicht angestiegen, von unter 7.000 Beförderten 2020/2021 auf rund 7.600 im aktuellen Schuljahr 2023/2024. Das bringt entsprechende Verpflichtungen bei der Absicherung dieses Schulwegs mit sich.

Ein Großprojekt, das seit mehreren Jahrzehnten in der Diskussion ist, soll nun endlich im Angriff genommen werden: Es geht um den Abschnitt bei Reinsen an der Landesstraße 447. „Eine ähnliche Situation, wie sie sich momentan in Reinsen bezüglich der Schulwege darstellt, haben wir sonst nicht mehr an unserem Straßennetz,” betonte der Pressesprecher der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr auf Nachfrage des Schaumburger Wochenblatts.

An der Landesstraße 447 gilt durchgehend Tempo 50. In vielen Abschnitten gibt es keinen Fußweg und auch keine Ausweichmöglichkeit, wenn sich zwei größere Fahrzeuge auf diesem Abschnitt begegnen – das ist nicht nur für Kinder eine große Gefahr. Daher wird dieser Bereich als „gefährlichster Schulweg in NDS” (Niedersachsen) bezeichnet (siehe Foto).

So wie an der Landesstraße 447 sind Gehwege eine wichtige Voraussetzung für sichere Schulwege. Dafür sind die Städte und Gemeinden zuständig. Die Gehwege werden im Bereich Reinsen-Obernwöhren im Rahmen des Ausbaus der L 447 aktuell in Angriff genommen.

„Die Planung wird durch das Planungsbüro Kirchner zusammen mit der Stadt Stadthagen erstellt. Das Baurechtsverfahren soll im kommenden Kalenderjahr erfolgen, sodass in 2026 die bauliche Umsetzung erfolgen kann. Dies ist sicherlich ein Projekt von großer Bedeutung für die Region, da sich aktuell keine Gehwege vor Ort befinden”, erklärt die Landesbehörde.

Unfallzahlen aus dem Vorjahr

Der tödliche Unfall in Escher und die Situation bei Reinsen sind zwei extreme Beispiele, aber nicht der Regelfall. Die Pressestelle der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg verweist darauf, dass in den vergangenen drei Jahren, also von Januar 2021 bis heute, insgesamt 35 Verkehrsunfälle als Schulunfälle deklariert wurden. Dabei wird von der Polizei die Altersgruppe von 6 bis 17 Jahren erfasst. 2023 gab es 15 Unfälle mit Schülern.

Allerdings ist die Polizei-Statistik nicht unbedingt aussagekräftig, da bei der Erfassung der Unfälle nicht immer gewährleistet ist, dass die Angabe “Schulweg-Unfall” aufgenommen wird. Das hängt damit zusammen, dass man diese Unterscheidung noch nicht seit langem konsequent macht.

Der tödliche Unfall von Mitte Mai ist der einzige Todesfall auf dem Schulweg der letzten drei Jahre. Laut der Pressestelle der Polizei ließ sich in den vergangenen Jahren aber kein örtlicher Schwerpunkt bei Unfällen mit Schulkindern ausmachen.

Zudem gelten bei rund einem Drittel der Unfälle die 6- bis 17-Jährigen selbst als Hauptverursacher. Vorfahrtunfälle und Unfälle zwischen Fahrzeugen und Fußgängern treten am häufigsten auf.


Nadine Dressler
Nadine Dressler

Redakteurin Schaumburger Wochenblatt

north