Sandra Gladow: Das hat mehrere Gründe: Lübeck ist einfach eine reizende Stadt, die dem Besucher ein friedliches Umfeld vermittelt. Wenn dann das Böse in das vermeintlich Gemütliche Einzug hält, wird es brisant. Hamburg ist nicht nur mein Lebensort, sondern auch meine Arbeitsstelle. Ich wollte Vergleichbarkeiten, etwa in den Amtstuben oder bei Kollegen vermeiden.
SW: Sie arbeiten als Staatsanwältin, die einen Hang zum Schreiben hat. Wie ist diese Kombination entstanden?
Sandra Gladow: Mein Traum war es schon immer zu Schreiben. Ich wollte deshalb auch ursprünglich Journalistin werden. Das Jurastudium hätte mich darauf auch gut vorbereitet: Genau Recherche und Ausdrucksfähigkeit sind wichtig. Doch dann lief mein Jurastudium einfach gut und hat mich in den verantwortungsvollen Beruf der Staatsanwältin manövriert, den ich wirklich gern ausübe. Dennoch blieb immer der Wunsch kreativ zu sein. Deshalb ist es ein Geschenk, dass meine Bücher überraschend gut ankommen.
Vielleicht schlagen auch zwei Herzen in meiner Brust: Die Staatsanwältin braucht das Bodenständige, während die Autorin es durchaus etwas wilder mag.
SW: Woher kommt das?
Sandra Gladow: Vielleicht liegt es daran, dass ich eineiiger Zwilling bin. Bei diesen Pärchen gibt es oft den Drang, sich abzugrenzen und unverwechselbar zu machen.
SW: Anna Lorenz ist die Heldin ihrer beiden Bücher „Eiswind” und „Gewitterstille”. Was mögen Sie besonders an dieser Figur?
Sandra Gladow: Anna Lorenz ist humorvoll, ironisch, manchmal etwas zickig aber dennoch liebevoll. Diese Frau kann man durchaus mögen.
SW: Anna Lorenz ist ebenfalls Staatsanwältin. Wie viel Autobiographisches haben Sie in der Figur versteckt?
Sandra Gladow: Anna Lorenz hat viel längere Beine als ich, die habe ich ihr gegönnt. Nein, im Ernst: In erster Linie gibt es berufliche Parallelen. Aber selbstverständlich fließt beim Schreiben auch immer etwas Persönliches ein. Allerdings hat Anna Lorenz ein weit schwereres Schicksal und ganz andere Sorgen als ich. Zudem bin ich - anders als Anna - nie in den Fokus eines Serienkillers geraten, zum Glück.
SW: Auch das Kommissaren-Duo Bendt und Braun ist im zweiten Teil wieder dabei. Wie gestalten Sie Ihre Figuren?
Sandra Gladow: Die Figuren finden zueinander. Ich übernehme keine realen Fälle, kenne aber die Ermittlungsabläufe bei der Polizei und in der Justiz. Also kann ich auch die Zusammenarbeit der beiden Polizisten mit der Staatsanwältin authentisch darstellen. Darüber hinaus wollte ich nicht das klassische Kommissarenduo. Statt gescheiterter Existenzen wollte ich etwas Frisches.
SW: Haben Sie den nächsten Fall für Anna Lorenz schon in der Schublade?
Sandra Gladow: Ja, der dritte Teil ist in Arbeit. Ich liebäugele allerdings parallel auch mit anderen Projekten. Jetzt gehe ich allerdings ersteinmal auf Lese-Reise.
SW: Vielen Dank für das Gespräch.Foto:privat