Bahn legt ICE-Trassenbau fest, Proteste wachsen | Schaumburger Wochenblatt

14.12.2025 00:06

Bahn legt ICE-Trassenbau fest, Proteste wachsen

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Die Nachricht kam in der letzten Woche kurz nach Redaktionsschluss – und sie hat Gewicht: Die Deutsche Bahn hat ihre Pläne für die ICE-Neubaustrecke zwischen Hannover und Bielefeld weiter eingegrenzt. Aus einst zwölf möglichen Varianten bleiben nur noch zwei übrig, die für den Landkreis Schaumburg praktisch identische Linienverläufe vorsehen. Die Entscheidung betrifft zahlreiche Orte im Landkreis, von Bad Nenndorf über Lindhorst und Stadthagen bis Bückeburg und die umliegenden Dörfer.
Am 5. Dezember machte die Bahntochter Infra Go öffentlich, was sich seit Monaten abgezeichnet hatte: dass sich die Bahn auf zwei nur in Teilen bestandsnahe Varianten festlegt. Die Entscheidung führte für einige Kommunen zum Aufatmen. So ist die Bahn weg von den südlicheren Plänen im Auetal und auch generell gegen den Ausbau an der A2 rund um beziehungsweise durch den Deister in Richtung Rodenberg und Apelern.

Hinzu kommt: Auch Flächenverbrauch und Eingriffe in bestehende Nutzungen spielen eine Rolle. Ausgerechnet in Bückeburg trifft der aktuelle Verlauf auf den denkmalgeschützten Rethof. Der Bioland-Betrieb fürchtet um Ackerflächen und Betriebsabläufe. In den umliegenden Dörfern ist die Stimmung ähnlich angespannt. Zwar plant die Bahn noch in einem ein Kilometer breiten Korridor, wo es also noch Ausweichoptionen gibt – doch für viele Anwohner bleibt die Ungewissheit, wie nah die Schnellfahrstrecke letztlich rücken wird.

Proteste und politische Fronten

Wenig überraschend: Die Proteste nehmen Fahrt auf. Naturschutzverbände, Bürgerinitiativen und lokale Vertreter melden sich fast täglich zu Wort. Im Schaumburger Land sehen die Kritiker vor alle die Eingriffe in sensible Landschaften und landwirtschaftliche Flächen. Wir haben dazu auf schaumburger-wochenblatt.de die bisher eingesendeten Stellungnahmen ungekürzt veröffentlicht. Sie finden Sie unter dem Stichwort „ICE Schaumburg” am einfachsten über den QR-Code am Ende dieses Beitrags.

Aus dem benachbarten Ostwestfalen gibt es dazu schon ein neues Positionspapier, das einen breiten politischen Widerstand zeigt. Mehrere Landräte, Bundestags- und Landtagsabgeordnete sowie Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus vier Kreisen – dazu gehört auch Schaumburg, haben inzwischen ein gemeinsames Papier vorgelegt. Sie fordern eine völlig neue Bewertung, ohne die Fixierung auf eine Fahrzeit von 31 Minuten und ohne Vorgabe von 300 Kilometern pro Stunde Höchsttempo.

„Die Gleise zerschneiden die Landschaft und beeinträchtigen Menschen, Natur und Umwelt unzumutbar“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Darüber hinaus liegen für den geplanten Neubau weiterhin keine belastbaren Kostenprognosen vor – und das obwohl die Variantenauswahl angeblich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgt sein soll. Im Jahr 2022 wurden die Kosten noch mit rund 8,4 Milliarden Euro beziffert, so wurde es öffentlich durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr angegeben.

Verkehrliche Chancen für Schaumburg

Zwischen den vielen Konflikten zeichnet sich für den Landkreis aber auch ein möglicher Vorteil ab. Da die Neubaustrecke die Bestandsstrecke bei Lindhorst von Süden und bei Bückeburg von Norden kreuzt, könnten später Regionalexpresszüge teilweise über die Schnellfahrgleise geführt werden. Das könnte die Fahrzeit zwischen Stadthagen und Hannover theoretisch um bis zu 15 Minuten verkürzen.

Wie es weitergeht

Für Januar 2026 plant die Bahn mehrere Infomärkte. Der Auftakt ist am 19. Januar in Bielefeld, im Landkreis soll am 22. Januar eine Veranstaltung in Stadthagen folgen (der genaue Ort wird noch bekannt gegeben). Dort will Infra Go erläutern, wie es in der Vorplanung weitergeht und welche Schritte als Nächstes anstehen.


Nadine Dressler
Nadine Dressler
Redakteurin Schaumburger Wochenblatt.

Nadine Dressler ist seit Anfang 2024 als Redakteurin beim Schaumburger Wochenblatt tätig. Sie betreut schwerpunktmäßig die redaktionellen Belange der Bereiche Bückeburg, Obernkirchen, Auetal und Bad Eilsen. Vereine und Initiativen können können ihre Pressemitteilungen gern direkt an n.dressler@schaumburger-wochenblatt.de senden.
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